Uelser Geschichte und Geschichten zu den Kriegen

 

Die Glocken der reformierten Kirche Uelsen in den beiden Weltkriegen

 

Am 1. März 1917 erschien eine amtliche Bekanntmachung, die Einzelheiten zu Beschlagnahmung, Bestandserhebung und Enteignung sowie zur freiwilligen Ablieferung von Glocken aus Bronze enthielt. Ab Sommer 1917 wurde begonnen, auch alle Glocken von Kirchen zu erfassen und nach ihrem historischen Wert zu kategorisieren. So fielen die beiden größeren Glocken in Uelsen unter diese Regelung. Nur die kleinste Glocke verblieb als „Notglocke“ im Kirchturm. Die beiden Glocken haben den 1. Weltkrieg wohl nicht überdauert. Aus der Chronik der Kirchengemeinde geht nämlich hervor, das im Jahr 1926 drei neue Glocken installiert wurden. Das nachfolgende Foto zeigt die Ankunft der Glocken. Die Ansprache wurde gehalten von Pastor Deddo Schulte, geb. 1857, verstorben am 17.08.1933. (Dieser steht vor dem Denkmal für die Gefallenen und Vermissten im 1. Weltkrieg. Es befindet sich seit 1961 auf dem Mühlenberg). Dahinter in dem Gebäude befanden sich links die Poststelle und rechts das Cafe Vorrink. (Abriss im Jahr 1971). Auf der rechten Seite erkennt man die Gaststätte Rosenthal sowie das Haus Schillig.

 

 

 

Während des 2. Weltkrieg erließ Generalfeldmarschall Hermann Göring am 27.03.1940 mit der Begründung auf den bevorstehenden Führergeburtstag einen Aufruf zur Spende an das deutsche Volk. Ziel war, wie auch schon im 1. Weltkrieg, die Beschaffung kriegswichtiger Rohstoffe. Als Dank erhielten die Spender eine Urkunde des Führers. Der Appell richtete sich nicht nur an Privatleute sondern auch an Gemeinden, Firmen, Vereinen und Kirchengemeinden. Nachfolgend eine kurze Aufzählung zu den Gegenständen: Pokale, Fahnenspitzen, Blasinstrumente, Grabkreuze, Grabengel, Zaun- und Toranlagen, Baudekorationen etc. Bei einem Diebstahl wird der Täter mit dem Tode bestraft.

Den Höhepunkt der Metallsammlungen bildete die reichsweite Erfassung und Demontage von bronzenen Kirchenglocken. Sie wurden auf den sogenannten Glockenfriedhof in Hamburg verbracht und dort eingeschmolzen. Von den rund 90000 Glocken haben nur rund 15000 den Krieg unbeschadet überstanden. Zu diesen gehörten auch die zwei Glocken aus Uelsen. Nachfolgend drei Bilder von der Abholung und von der Rückkehr.

Eine der Glocken wird vor dem Kirchturm gereinigt. In der Bildmitte Pastor Peter Schumacher. Die übrigen Personen sind leider nicht bekannt. Diese und die nächste Aufnahme sind im Mai 1942 entstanden.

 


 

2. Person von links: Pastor Peter Schumacher. Rechts daneben Briefträger Hans Lottmann. Die übrigen Personen sind leider nicht bekannt.

Im Hintergrund von links die Häuser Reinders-Engbers / Werkstatt Reinders / Wolf-Büter / Kip / Diek. Rechts das Haus Kohlmann.

 

 

Die Aufnahme aus dem Jahr 1946 zeigt die Rückkehr der Glocken. Davor eine Schulklasse. Die meisten der Schüler sind namentlich bekannt.

Vorne links = Heinrich Voet / Johann Pohlmann / Grete Wolterink (weiße Schürze) / Albert Janzen

Der große Schüler = Georg Nosseler / links daneben halb verdeckt = Gerrit Kamps / links dahinter Erna Veddeler / nach rechts = Johanne Klokkers,

Rechts von Georg Nosseler = Fenna Berends / daneben rechts mit heller Jacke Gesine Blekker.

Vor der Glocke von links = Hans Blekker / Jenni Meyer / Bernhard Meyer / Gertrud Meyer.

Vor der Ladefläche vom LKW = Lehrerin Frau Hügelmeyer. Ganz oben rechts stehend Gerhard Kohlmann.