Umzüge zur "Tag der Arbeit" aus den 1930er Jahren

Die Bilder 1 bis 14 stammen vom Umzug am 1. Mai 1933

 

Hier zum Thema noch eine Anmerkung: Der Heimatverein Uelsen und Umgebung e.V. veröffentlicht diese Bilder im Rahmen der Heimatgeschichte. Sie sollen nicht dazu dienen den Zeitraum von 1933-1945 zu verherrlichen oder zu verharmlosen. Aber diese Jahre gehören auch in Uelsen dazu.

 

 

 

Bild 1

 

Viele Zuschauer warten in der Ortsmitte auf den Umzug. Im Hintergrund von links die Häuser: Bäckerei Kip, Maler Giesbers, Timmer und Klünder.

 

 

Hierzu zunächst eine kleine Vorgeschichte zur Entstehung und Entwicklung vom „Tag der Arbeit“.

In den USA streiken am 1. Mai 1886 rund 400000 Arbeiter in mehreren Städten und fordern die Einführung von einem Acht-Stunden-Tag. Dabei kommt es im Rahmen der Streiks zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Im Jahre 1889 beschießen Gewerkschaften und Arbeiterparteien auf dem Zweiten internationalen Arbeiterkongress in Paris zum Gedenken an die Opfer in den USA am 1. Mai zu einer internationalen Demonstration aufzurufen.

Somit gilt seit 1890 dieser Tag in Deutschland und Europa als „Kampftag der Arbeiterbewegung“.

 

 

Bild 2

 

Der Umzug wird angeführt von Abordnungen der NSDAP. Im Hintergrund die Gaststätte „Zum Deutschen Haus“ der Familie Hölters (2021 = Uelser Hof).

 

 

Mit dem Ende des 1. Weltkriegs im Jahre 1918 endet das deutsche Kaiserreich. In der Weimarer Nationalversammlung stößt 1919 die Idee für einen Feiertag für die Arbeiterbewegung nicht bei allen Parteien auf Begeisterung. Die Mitglieder der Nationalversammlung einigen sich darauf, den 1. Mai 1919 „dem Gedanken des Weltfriedens, des Völkerbundes und des internationalen Arbeiterschutzes“ zu weihen und verabschieden ein entsprechendes Gesetz. Damit ist der 1. Mai einmalig im Jahre 1919 ein gesetzlicher Feiertag. Für den Vorschlag den Tag der Arbeit unbefristet als Feiertag einzuführen findet sich keine Mehrheit. Gegen neue Feiertage sprechen sich bürgerliche und konservative Gruppierungen aus. In der Weimarer Republik behalten nur wenige Länder wie Braunschweig oder Lübeck in den folgenden Jahren diesen Feiertag bei.

 

Bild 3

Der Umzug auf der Neuenhauser Straße Richtung Ortsmitte. Links das Haus der Familie Jacobs. Seinerzeit war hier die Kreissparkasse untergebracht. (2021 = Vorplatz der Volksbank).

Bild 4

 

Der Umzug in der Ortsmitte mit den Häusern: Maler Giesbers / Timmer / Klünder. Im Vordergrund der Wagen der Feuerwehr.

Bild 5

Im Vordergrund 2 Teilnehmer am Umzug. Links mit Zylinder = Jan Hindrik Groteler, geb. 28.03.1907. Schneidermeister und wohnhaft Nackenbergstr. 5 in Uelsen. Im 2. Weltkrieg vermisst seit dem 17.04.1945. Er ist der Vater von Gerrit Groteler. Rechts daneben der Schneidermeister Borggreve. Die Familie bewohnte ein Haus an der Wilsumer Straße (Stand 2021= Selbstbedienungsladen der Fleischerei Hesselink). Die Person im Hintergrund ist leider namentlich nicht bekannt.

 


Als „Tag der nationalen Arbeit“ führen die Nationalsozialisten den 1. Mai kurz nach der Machtübernahme 1933 als Feiertag wieder ein und das bei voller Lohnfortzahlung. So werden schon Wochen vor dem 1. Mai Gebäude, Straßen und Festplätze überall in Deutschland geschmückt und Festzüge vorbereitet. Bei den Festumzügen marschieren Abordnungen von Wehrmacht, Sturmabteilung (SA), Schutzstaffel (SS) und der Hitlerjugend (HJ) an vorderster Stelle. 

Bild 6

 

„Otto von Bismarck“ (der eiserne Kanzler) mit seinen Soldaten vor der reformierten Kirche.

 

Bild 7

Motivwagen „Historische Bäckerei“. Im Vordergrund der Dorfpolizist Jan-Wilm ten Bos.

 

Bild 8

 

Ein Motivwagen mit Fritz Momann (vorne beim Pferd).

 

Bild 9

Die Feuerwehr „Einst und jetzt“. Im Hintergrund links und nur halb auf dem Bild das Haus der Familie Momann. Hinter der Linde in der Bildmitte die alte Schmiede Völlink und daneben nach rechts das Haus der Familie Jan Veddeler mit Scheune. (2021 = Friseursalon 45 und Familie Lucas).

 


 Bild 10

 

Motivwagen der Gaststätte Rosenthal. „Het bruine Paard“. In späteren Jahren „Zur Guten Quelle“. In der Gaststätte hat die NSDAP-Ortsgruppe Uelsen ihre meisten Versammlungen abgehalten.

 

Bild 11

 

Die Bäcker aus Uelsen vor dem Haus der Familie Jacobs. Seinerzeit Kreissparkasse (2021 = Vorplatz der Volksbank).

 

Bild 12

 

Motivwagen „Hochzeitsgesellschaft“

Bild 13

 Motivwagen der „Ziegelei und Töpferei Andree“ aus Höcklenkamp. Personen: Johann Gysbers / Gerhard Andree Junior / Hindrik Gysbers und Gerhard Andree Senior. Seit ca. 1900 gab es diese kleine Ziegelei und Töpferei. Ein verheerender Wald- und Heidebrand legte sie 1908 in Schutt und Asche und sie wurde nicht wiederaufgebaut.

 

Bild 14

 

Motivwagen der Gemeinde Höcklenkamp.

 


 

Die Bilder 15 bis 18 stammen vom Umzug am 1. Mai 1934

 

Bild 15

 

Frauen in alten Trachten und eine Formation von preußischen Soldaten.

 

Bild 16

 

„Königin Luise von Preußen“ in der Ortsmitte. Im Hintergrund von links: Gaststätte Hölters mit Anbau / Häuser Klünder / Schmidt und Epmann. (2021 = Uelser Hof / Postamt / Aspendos)

 

Bild 17

 

Ein Teilnehmer als „Hermann der Cherusker“ vor dem Haus der Familie Warrink in der Ortsmitte. (2021 = Uelser Eck)

 

Bild 18

 

Die „Soldaten aus dem 30-jährigen Krieg“ bewegen sich Richtung Ortsmitte. Im Hintergrund von links das Haus Jacobs, seinerzeit Kreissparkasse und die Gaststätte Jacobs, „Bock Hänschen“. (2021 = Vorplatz und Gebäude Volksbank)

 


 

Die Bilder 19 bis 22 stammen vom Umzug am 1. Mai 1936

Bild 19

 

Viele Zuschauer verfolgen in der Ortsmitte den Umzug.

 

Bild 20

 

Eine Formation aus der napoleonischen Zeit.

 

Bild 21

 

Eine Formation aus dem frühen Mittelalter.

 

Bild 22


Zu Bild 22:

Dieser Bogen zum 1. Mai wurde von der Nachbarschaft „Sandhuse“ an der Itterbecker Straße errichtet. Das linke Gebäude gehört zur Motormühle Baumann. Rechts davon die Firma E. Engbers & Söhne. Unter dem Bogen mit heller Jacke und Mütze der Müller Gerrit Baumann. Die weiteren Personen sind leider namentlich nicht bekannt. Die Familie Baumann hat im Jahre 1873 auf dem Loarberg eine Windmühle erbaut. Diese wurde im Jahre 1911 ein Raub der Flammen und sie wurde nicht wieder aufgebaut. Ab 1912 hat die Familie Baumann dann eine Motormühle an der Itterbecker Straße betrieben.