Die katholische Kirche

Die Entstehung der katholischen Seelsorgerstelle Uelsen fällt in die Monate März bis Mai 1946, als katholische Ostvertriebene mit den Flüchtlingstransporten nach Uelsen und den umliegenden Bauernschaften kamen. Die Entfernungen und die zum Teil schlechte körperliche Verfassung der Menschen verhinderten einen Gang zur katholischen Pfarrkirche nach Neuenhaus. Am 25. August 1946 wurde die erste Eucharistiefeier in einem Klassenraum gefeiert. Später, nach dem Abzug der Militärbesatzung, konnte eine alte hölzerne Unterkunftsbaracke im Marschbölt provisorisch zu einem Gotteshaus umgebaut werden. Mit einigen Renovierungen und Umbauten tat diese Barackenkirche ihren Dienst bis zum Ende der 70er Jahre. Am 20. Mai 1978 wurde die neue St.-Antonius Kapelle an der Höcklenkamper Straße eingeweiht und benedeziert. Sie gehört zur röm.-katholischen Kirchengemeinde St. Maria Himmelfahrt in Neuenhaus und dient etwa 630 Katholiken in der Samtgemeinde Uelsen als Mittelpunkt. Wer die Kapelle betritt, erlebt ein architektonisch besonders eigenwilliges, variabel gestaltetes und mit der Gemeinde abgestimmtes Kircheninneres.

 

Die Chronik der katholische Seelsorgestelle Uelsen

Verfasserin: Frau Prinz, Neuenhaus

 

Vorgeschichte: „Wunderbar sind Gottes Wege“

mit diesen Worten muß die Chronik der Seelsorgestelle Uelsen eingeleitet werden.

 

Jeder, der später einmal diese Blätter zur Hand nimmt und sie recht zu lesen versteht, wird ergreifend feststellen können, daß der Herrgott hier in besonderem Maße das Füllhorn seines Segens ausgeschüttet hat.Die Entstehung der Seelsorgestelle Uelsen fällt in eine Zeit, da bitterste Not das deutsche Volk an Leib und Seele plagte. Sie fällt in die Zeit des Jahres 1946, in dem Millionen Deutscher als Folge des großen, verlorenen Weltkrieges von 1939/45 und der dadurch bedingten Gebietsverluste im Osten Deutschlands von ihrem jahrhundertealten Väterboden verjagt, heimatlos umhergestoßen wurden und gastliche Aufnahme suchten. Ein kleines Häuflein dieser unglücklichen Menschen – es waren etwa 60-70 Katholiken an der Zahl – meistens Frauen und Kinder, deren Väter im Kampf um dieverloren gegangene Heimat ihr Leben gelassen hatten oder noch irgendwo in Feindesland gefangen zurückgehalten waren, wurde in den Monaten März und Mai 1946 mit den um diese Zeit üblichen und organisierten Flüchtlingstransporten nach der Gemeinde Uelsen geleitet. Es waren Menschen, deren Heimat etwa 1000 km östlich in Schlesien, Ostpreußen oder Pommern lag, Menschen, die sich noch nie im Leben gesehen hatten, im harten Kriegsgeschehen auf heimatlichem Boden Unvorstellbares erlebt hatten und nun im wahrsten Sinne des Wortes entwurzelt waren.Das religiöse Leben dieser Menschen war über ein Jahr, z.T. auch noch viel länger nicht mehr gepflegt worden, was vor allem daran lag, daß in ihren heimatlichen Gebieten die Fackel des grausamen Krieges gewütet hatte; die Kirchen waren zerstört worden, und die eindringenden Russen und Polen waren sofort daran gegangen, das eroberte oder zugefallene Land nach ihrer Art zu „kultivieren“. Wo sich noch kirchliches Leben zeigte, konnte es nur ganz lose geschehen, da gerade die Polen alles Deutsche in blindem Haß unterdrückt und terrorisiert hatten, sodaß selbst ein Gang zum deutschen Gottesdienst nicht ungefährlich war. Es ist deshalb verständlich, daß der religiöse Geist dieser von Haus und Hof verjagten Deutschen durch den Druck der äußeren Geschehnisse erlahmt, ja sogar z.T. völlig verschwunden war. Innerlich vom durchgemachten Leid vollkommen zerwühlt, äußerlich zerlumpt und abgerissen und allem gegenüber völlig teilnahmslos, so zogen diese Menschen in der ihnen als neue Heimat zugewiesenen Gemeinde Uelsen ein.

Auch hier bot sich diesen Menschen zunächst keine Gelegenheit, die ihr religiöses Leben hätte wieder anregen oder fortsetzen können. Sie waren in eine Gegend gekommen, in der ausschließlich das reformierte oder alt-reformierte Glaubensbekenntnis vorherrschte, das den meisten von ihnen nicht einmal ein Begriff war. Die nächste katholische Kirche in Neuenhaus lag 7 km, für viele sogar, die z.B. in den umliegenden Bauernschaften Itterbeck, Wielen oder Ratzel untergebracht waren, bis zu 20 km entfernt. Schlechte körperliche Verfassung, mangelndes Schuhwerk und das Fehlen geeigneter Kleidung verhinderten den Gang zur Kirche nach Neuenhaus.Langsam und allmählich erwachte aber auch in diesen, von bitterer Not gezeichneten Menschen wieder ein Drang zum Leben und vor allem auch zu einer religiösen Betätigung. Von staatlicher Seite war zwar eine allgemeine Flüchtlingsbetreuung insLeben gerufen worden, aber diese hatte andere als religiöse Aufgaben. Das religiöse Leben wieder aufzubauen und seelischen Halt zu suchen, blieb jedem Einzelnen überlassen.

 

Da ein Erreichen der Kirche in Neuenhaus wegen der großen Entfernungen und wegen des Mangels an Schuhwerk und geeigneter Kleidung, z.T. auch wegen des Alters und der schlechten körperlichen Verfassung der Flüchtlinge unmöglich war, versuchte der Flüchtlingsbetreuer Rasel, wenigsten einmal im Monat einen Gottesdienst und Religionsunterricht in Uelsen zustande zu bringen. Dieser Versuch scheiterte aber, da in Neuenhaus der hochw. Herr Pastor Meyer nur als einziger katholischer Geistlicher amtierte und selbst einen sehr großen Bezirk zu betreuen hatte. Bei seinem hohen Alter von 71 Jahren war es ihm natürlich unmöglich, neben seinem ohnedies schon anstrengenden Dienst als einziger Geistlicher seiner Pfarrkirche noch zusätzlich außerhalb von Neuenhaus Gottesdienst oder Religionsunterricht abzuhalten. Nichts ließ der hochw. Herr Pastor Meyer unversucht, um bei dem hochwürdigsten Herrn Bischof in Osnabrück Hilfe für die seelische Not dieser Flüchtlinge zu erreichen. Aber auch dort waren infolge des Priestermangels und unzähliger, ähnlicher Hilferufe dem Willen zum Helfen Grenzen gesetzt.

 

So wurde ein weiterer Versuch unternommen, in dem man versuchte, wenigstens an einem Sonntag im Monat eine Fahrmöglichkeit nach Neuenhaus zu bekommen. Der Omnibusunternehmer Heinrich Momann in Uelsen erklärte sich auch sofort dazu bereit, wenn er von der Fahrbereitschaft Nordhorn die Erlaubnis dazu bekäme. Nach den damals geltenden Bestimmungen war nämlich die Benutzung von Autos oder Krafträdern an Sonntagen nur mit einer besonderen Erlaubnis gestattet. Entsprechende Verhandlungen mit dem Fahrbereitschaftsleiter in Nordhorn führten zum Erfolg, die Erlaubnis wurde erteilt, und es sollte nur noch der jeweilige Sonntag im Monat festgelegt werden.

 

Inzwischen hatte sich auch noch der Flüchtling Amtsgerichtsrat Dr. Erich Bach aus Uelsen privat in einem Schreiben an seine Exzellenz, den hochwürdigsten Herrn Bischof Wilhelm in Osnabrück um Hilfe in dieser seelischen Not gewandt, das die entsprechenden Vorstellungen von hochwürdigen Herrn Pastor Meyer unterstützen sollte. Der hochwürdigste Herr Bischof half und versetzte einen Geistlichen kurzer Hand nach Uelsen.

 

Errichtung der Seelsorgestelle Uelsen: Ende Juli 1946 erschien der hochwürdige Herr Pastor Meyer von Neuenhaus bei dem damaligen Bürgermeister Dyk in Uelsen und überbrachte die frohe Kunde von dem Entschluß des hochwürdigsten Herrn Bischofs. Anfang August kam Herr Pastor Meyer wieder und erklärte, daß der neue Geistliche von Uelsen von Twist kommend eintreffe und untergebracht werden müsse. Da diese Angelegenheit für die Gemeindeverwaltung eine reine Flüchtlingsangelegenheit zu sein schien, verwies man an den Flüchtlingsbetreuer. Eine Sitzung der Wohnungskommission wurde einberufen, und man beriet sich stundenlang wegen einer passenden Unterbringungsmöglichkeit, an der es aber um diese Zeit sehr mangelte, da die brauchbaren und guten Wohnungen ausnahmslos von der politischen Militär-Besatzung belegt waren.

 

Die Wohnungskommission, an ihrer Spitze Herr Bürgermeister Dyk, war durchaus willig und vertrat den Standpunkt, daß eine seelsorgerische Betreuung der Flüchtlinge notwendig sei und auch unterstützt werden müsse. Man beauftragte den Flüchtlingsbetreuer, nach geeignetem Raum Umschau zu halten, und wollte es an einer etwa notwendig werdenden Unterstützung nicht fehlen lassen. Das einzige passende Haus, das sich damals für die Wohnung des katholischen Geistlichen ermitteln ließ, war das Haus des Arztes Dr. Willmann. Zu ihm lenkte eines Tages sorgenvollen Hauptes der Flüchtlingsbetreuer seine Schritte.Trotz einer langen Unterredung mit Herrn Dr. Willmann und seiner Schwester konnte aber keine Einigung erzielt werden.

Herr Dr. Willmann hatte zwar ein bei ihm zur Belegung mit Flüchtlingen beschlagnahmtes Zimmer noch frei, äußerte aber starke Bedenken gegen die Aufnahme eines katholischen Geistlichen. Man fürchtete eine zu starke Inanspruchnahme des Hauspersonals, den durch Aufsuchen des Geistlichen entstehenden Zugang hausfremder Personen und vor allem aber eine Berufsschädigung.

Herr Dr. Willmann glaubte, daß sich die wegen ihrer streng reformierten bzw. alt-reformierten Glaubenseinstellung bekannte ortsansässige Bevölkerung nach Aufnahme des katholischen Geistlichen in sein Haus entrüstet von ihm abwenden könnte! Nach wiederholten Vorstellungen erklärte sich Herr Dr. Willmann dann doch bereit, den katholischen Geistlichen aufzunehmen, nachdem der Flüchtlingsbetreuer zuvor noch einen Besuch bei dem reformierten Pastor Schumacher gemacht hatte.

Dieser Besuch hatte vor allem den Zweck, Herrn Pastor Schumacher entsprechend zu informieren und das nötige Verständnis für die Unterbringung eines katholischen Geistlichen in einem nicht-katholischen Hause zu wecken.

Damit war die Unterkunft des Geistlichen sichergestellt, aber noch nicht die Frage des Mittagessens geregelt und kein Plätzchen zum Lesen der hl. Messe ausfindig gemacht.

Neue Schwierigkeiten tauchten auf, für deren Lösung nur noch Stunden zur Verfügung standen, da der Geistliche, der hochwürdige Herr Vikar Siepmann, inzwischen in Neuenhaus angekommen war und bei Herrn Pastor Meyer zunächst Wohnung genommen hatte. Nach Abzug der polnischen Besetzung wollte zwar die Gemeinde einen Teil einer früheren Reichsarbeitsdienstbaracke zum Abhalten des Gottesdienstes zur Verfügung stellen, aber noch waren die Polen da und an ihren Abzug war nicht zu denken.

 

Da zeigte sich wieder die Hilfe des Allmächtigen, der von Anfang an in so wunderbarer Weise geholfen hatte. Bei einer Rücksprache, die der hochwürdige Herr Vikar mit dem Bürgermeister Dyk hatte, empfahl dieser, bei dem Schulvorstand vorstellig zu werden. Kurz entschlossen lenkten der hochw. Herr Vikar und der Flüchtlingsbetreuer am nächsten Tage ihre Schritte zum Leiter der Schule, Herrn Hauptlehrer Behrends (ihre Schritte). Er allein konnte nur noch helfen, da sonst nirgends ein Raum zur Abhaltung des Gottesdienstes zur Verfügung stand. Die Gasthaussääle des Ortes, die dafür evtl. hätten benutzt werden können, waren von der polnischen Militär-Besetzung belegt. Für diese Schwierigkeiten zeigte Herr Hauptlehrer Behrends großes Verständnis und stellte sofort bereitwilligst ein um diese Zeit wegen Vakanz

einer Lehrerstelle unbenutztes Schulzimmer (Klassenzimmer) zur Verfügung, in dem wochentags und sonntags das hl. Meßopfer gefeiert werden konnte. Darüber hinaus durfte auch an Sonn- und Feiertagen das Harmonium der Schule benutzt werden. Dieses verständnisvolle Verhalten von Herrn Hauptlehrer Behrends verdient an dieser Stelle besonders festgehalten zu werden, da sonst eine Abhaltung des Gottesdienstes in Uelsen wegen der geschilderten Raumnot nicht möglich gewesen wäre.

Es verdient noch insofern hoch angerechnet zu werden, als Herr Behrends deshalb wieder mit Unannehmlichkeiten von Seiten der reformierten Kirchengemeinde rechnen mußte, die dieses Klassenzimmer ebenfalls zur Abhaltung von Konfirmanden-Unterricht benutzte(n). In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, daß der reformierte Pastor Schumacher eine Anfrage des Herrn Pastor Meyer wegen Mitbenutzung der reformierten Kirche einfach unbeantwortet gelassen hatte!

Nun galt es noch, die letzte Schwierigkeit zu meistern, und dann konnte der hochw. Herr Vikar Siepmann seinen Einzug in Uelsen halten. Diese letzte Schwierigkeit, die Frage der Verpflegung, war aber zu damaliger Zeit wegen der geradezu katastrophalen Ernährungslage in Deutschland nicht weniger groß als die bereits überwundenen. Herr Dr. Willmann hatte nämlich nur das möblierte Zimmer zur Verfügung gestellt.

 

Da griff der liebe Herrgott wieder helfend ein und brachte den Flüchtlingsbetreuer auf den Gedanken, die 3 ortsansässigen Katholiken um Gewährung von Verpflegung für den Geistlichen anzugehen. Als erste erklärte sich Frau Hesselink, Neuenhauserstraße, bereit, für 4 Wochen volle Verpflegung zu gewähren; anschließend übernahm es Frau Molkereiverwalter Ricken.

Herr Dentist Vivell stellte danach für die nächsten 4 Wochen Mittagstisch zur Verfügung. Dieser Wechsel in der Gewährung der Verpflegung und die völlige Abhängigkeit von dem jeweiligen Hause des Gastgebers waren natürlich sehr lästig und setzten größte Anspruchslosigkeit des Geistlichen voraus. Und gerade diese Eigenschaft brachte der hochwürdige Herr Vikar mit, der jede Unbequemlichkeit „ad maiorem gloriam dei“ auf sich nahm.

Äußerlich war zunächst alles getan, was damals überhaupt erreicht werden konnte, um die katholische Seelsorgestelle Uelsen ins Leben zu rufen.

Am 23.8.46 zog der hochwürdige Herr Vikar Eberhard Siepmann, ein Mitglied der „Kongregation vom Kostbaren Blute Christi“, bei Herrn Dr. Willmann, Neuenhauserstraße Nr. 228, ein. Das Zimmer lag im ersten Stock über dem Sprechzimmer des Arztes mit der Aussicht in den Garten und zur Straße.

 

Es war nur mit den notwendigsten Möbelstücken ausgestattet und bot nicht allzu viel Bewegungsfreiheit! Als Schreibmaschinentisch diente eine einfache Holzkiste; die mitgebrachten Bücher mußten unausgepackt stehen bleiben, da sich kein Platz zu ihrer Aufstellung fand.

Trotz dieser äußeren Erschwernisse konnte schon am 25.8.46 das erste hl. Meßopfer in Uelsen gefeiert werden.

Durch den öffentlichen Ausrufer, der sonst nur amtliche Bekanntmachungen kundzutun pflegte, hatte man in der Gemeinde Uelsen die Abhaltung dieses ersten katholischen Gottesdienstes bekannt gemacht und an die Bürgermeister der umliegenden Bauerschaften waren von dem Bürgermeister Dyk entsprechende Schreiben mit der Bitte um Bekanntmachung gesandt worden.

Schlicht und einfach, aber doch würdig war das Klassenzimmer im 1. Stock links in der Schule zur täglichen Feier des hl. Meßopfers hergerichtet worden.

Der Altar – ein geliehener, einfacher Tisch der Schule – stand auf dem Lehrerpodium. Die großen, schwarzen Schultafeln an der Wand hinter und neben dem Altar konnten nur zum Teil, und zwar unmittelbar hinter dem Altar, mit weißen Gardinen verhängt werden, die der hochwürdige Herr Vikar seinem Privateigentum entnommen hatte.

 

Erst einige Zeit später konnten diese Schultafeln mit weißem Stoff abgekleidet werden, der von den Damen Hocke und Konrad dazu gestiftet worden war. Das Lehrerpodium, auf dem der Altartisch stand, war mit rotem Tuch überdeckt, das der hochw. Herr Vikar durch Vermittlung von Herrn Hesselink, in dessen Hause er verpflegt wurde, von der Textilfabrik Povel & Co in Nordhorn gekauft hatte. Der Altartisch selbst war mit gelbem Stoff umkleidet, der ebenfalls von den Damen Hocke und Konrad (beide waren Flüchtlinge) gestiftet worden war. Auf dem Altartisch stand ein Kruzifix, das von der Küsterin der Pfarrkirche in Neuenhaus geschenkt worden war. Ein paar einfache Glasvasen mit frischen Feldblumen bildeten den einzigen Schmuck des Altars.

Der Altarstein und das 3-fache Leinen waren von der Pfarrei Neuenhaus hochherziger Weise zur Verfügung gestellt worden; den Not-Beichtstuhl hatten die ehrwürdigen Schwestern des Katholischen Krankenhauses von Neuenhaus geliehen. Den Meßkelch, ein weißes, sehr schönes Meßgewand mit Zubehör, Albe, Rochet, Stola, Beichtstola und Barett hatte der hochwürdige Herr Vikar selbst mitgebracht. Sein schönes Missionskreuz mit Kette wurde über den Altartisch gehängt an Stelle des Standkreuzes auf dem Altar, da die Pappschachtel, auf der das Kreuz gestanden hatte, wirklich kein Schmuck für den Altar war!

 

In seiner ersten Predigt begrüßte der hochw. Herr Vikar die erschienenen Flüchtlinge auf das herzlichste, dankte allen, die bei der Errichtung der Seelsorgestelle Uelsen mitgeholfen hatten, und vermahnte alle mit zu Herzen gehenden Worten zu einem gottesdienstlichen Leben. Als „Organist“ betätigte sich am Harmonium Herr Endler, ein Flüchtling, der in der Nachbargemeinde Höcklenkamp untergebracht war.

Allmählich wurde immer mehr an der Ausgestaltung des Kirchenraumes gearbeitet, und der hochw. Herr Vikar scheute keine Mühe, dieses Ziel zu erreichen. Sichtbar ruhte auf diesem Bemühen auch wieder Gottes Segen, denn bald waren noch 2 kleine Teppiche für den Altar und 2 Holz-Blumenständer – eine Stiftung von Frau Ottink in Neuenhaus –, eine rote Meßdienerkleidung, die fehlenden, farbigen Meßgewänder, Leuchter, Kerzen und Weihrauchfaß, sowie 2 Kirchenfahnen von den Pfarreien Twist und Neuenhaus dazu gekommen.

Die Bilder der beiden Kirchenfahnen, den hl. Josef und die hl. Gottesmutter darstellend, waren von den Fahnen abgelöst worden. Sie wurden rechts und links vom Altartisch an den Schul-Wandtafeln befestigt und stellten so eine Art Seitenaltäre dar. Bald war noch eine Kommunionbank da, die auf Bitten des hochw. Herrn Vikars Herr Tischlermeister Haverkamp, Nordhorn, angefertigt und sogar geschenkt hatte.

 

Der Sakristeiraum fehlte zuerst ganz. Die farbigen Meßgewänder und die Meßdienerkleidung wurden in einem Reisekorb, Meßkelch, Meßwein u.a. unter dem verdeckten Altartisch aufbewahrt. Das weiße Meßgewand und Rochet hingen an Kleiderbügeln an der Wand des Kirchenraumes. Das Beichthören und Umziehen erfolgte im gegenüberliegenden Klassenzimmer; erst später wurde dafür das Lehrerzimmer zur Verfügung gestellt, da das Klassenzimmer für seinen eigentlichen Zweck gebraucht wurde.

Bald aber bekam auch der Altar wieder ein anderes, schöneres Aussehen. Nach Angaben des hochw. Herrn Vikars waren von einem Flüchtlingsschreiner am Krankenhaus Neuenhaus ein Altaraufbau, Tabernakel und Kerzenbänke angefertigt worden. Das notwendige Holz dazu hatte Herr Fickers, Neuenhaus, hochherziger Weise zur Verfügung gestellt.

Das Allerheiligste konnte im Tabernakel leider nicht aufbewahrt werden, da der Kirchenraum wöchentlich 1-2 mal auch von reformierter Seite zu Unterrichts-zwecken benutzt wurde.

Der Religionsunterricht für die Kinder aus Uelsen fand im Kirchenraum statt, für die auswärtigen Kinder auch z.T. in der Privatwohnung des hochw. Herrn Vikars.

 

Die Benutzung des Klassenzimmers als Kirchenraum war insofern noch von besonderem Wert, als der Winter 1946/47 für diese Gegend ungewöhnlich kalt war und Kältegrade von 20-23° brachte. Der durch die Zentralheizung erwärmte Kirchenraum wurde daher besonders angenehm empfunden. Der Besuch des Gottesdienstes war daher für die auswärtigen Gläubigen aus den verstreut liegenden Bauerschaften infolge der stark vereisten und verwehten Straßen oft sehr erschwert, manchmal sogar unmöglich geworden.

Aber trotz dieser äußerlichen Hindernisse ging der hochw. Herr Vikar an den weiteren Ausbau der Seelsorgestelle, um den Gläubigen die Teilnahme am Gottesdienst und dem kirchlichen Leben zu erleichtern. So wurde am 2. Weihnachtsfeiertag 1946 das erste hl. Meßopfer außerhalb Uelsens in dem Orte Wielen in der Gastwirtschaft von Rolfs gefeiert. Herr Zollkommissar Woithe aus Itterbeck holte dazu den hochw. Herrn Vikar mit den Meßdienern und der Küsterin in seinem Auto ab und brachte sie nach Beendigung des Gottesdienstes auch wieder nach Uelsen zurück. Von diesem Zeitpunkt an wurde der Gottesdienst in Wielen einmal im Monat sonntags zur ständigen Einrichtung.

 

Einige Wochen später, im Frühjahr 1947, wurde ebenso noch Gottesdienst in Itterbeck und zu Beginn des Sommers 1947 auch noch in Wilsum und Halle abgehalten. Alle diese Orte mußten mit dem Fahrrad erreicht werden, was bei dem niederschlagsreichen Wetter dieser Gegend sehr oft besonders beschwerlich war. Der Einrichtung des Gottesdienstes an diesen Orten folgte ebenso die des Religionsunterrichtes an bestimmten Wochentagen.

Zum Abschluß der Beschreibung über die Errichtung der Seelsorgestelle Uelsen muß noch erwähnt werden, daß Frau Barbara Konrad, eine Flüchtlingsfrau aus Schlesien, das Amt einer Küsterin versah und fleißig für den Grünschmuck des Altars sorgte.

 

Schaffung einer eigenen Kapelle:

Als im Mai 1947 der schon so lange erwartete Abzug der polnischen Militärbesetzung endlich Wirklichkeit wurde, begann auch für die kaum zum Leben erwachte, junge kath. Gemeinde in Uelsen ein neuer Abschnitt ihrer Geschichte. Der so lange gehegte Wunsch, zu etwas Eigenem zu kommen und nicht mehr bloß in fremden Räumen geduldet zu sein, sollte in Erfüllung gehen. Der Weg zur Verwirklichung dieses Zieles war freilich noch sehr mühevoll. Aber der hochw. Herr Vikar scheute keine Mühe, um dem ersehnten Ziel näher zu kommen.

 

Sofort nach dem Abzug der Polen setzte er sich mit dem Finanzamt in Bentheim in Verbindung, um eine der frei gewordenen, früheren Reichsarbeitsdienst-Baracken zu erhalten, die als staatliches Eigentum unter der Verwaltung des Finanzamtes standen. Nach mehrmaligem Besuch in Bentheim erreichte der hochw. Herr Vikar auch eine mietweise Überlassung der einen Wirtschaftsbaracke für die Zwecke der kath. Seelsorgestelle in Uelsen. Damit war der Anfang zur völligen Selbständigkeit gegeben.

Der Zustand der übernommenen Baracke war einfach grauenhaft. Die Fensterscheiben waren zum größten Teil zerschlagen, die Türen stark beschädigt, die Türschlösser und Lichtleitungen herausgerissen und gestohlen; der Schmutz lag überall ekelerregend herum. So hatten die abgezogenen Polen ihr Quartier verlassen und so mußte auch die Baracke, die künftige Stätte des Gotteshauses und der Wohnung des Vikars übernommen werden.

An das eigene Wohnen dachte der hochw. Herr Vikar bei diesem Anblick überhaupt nicht; seine ganze Sorge galt zuerst der Wohnung des Allerhöchsten. Diese mußte zuerst geschaffen werden, da der Schulvorstand auf die Räumung des Klassenzimmers drängte, das nach der Errichtung einer weiteren Lehrerstelle wieder dringend für schulische Zwecke gebraucht wurde.

 

Sofort nach Übergabe der Baracke durch das Finanzamt wurde eifrig an der Herrichtung des Kapellenraumes, dem früheren Speiseraum der Reichsarbeitsdienst-Maiden gearbeitet. Einige Flüchtlingsfrauen machten sich zunächst mit Wasser und Besen an die Reinigung des Raumes. Danach wurde der Rohbau des Altars aus der Schule in den Kapellenraum der Baracke überführt und provisorisch einige geliehene Stühle und als Inventar übernommene Bänke als Sitzgelegenheit hineingestellt. Mit dieser einfachen Ausstattung wurde das hl. Meßopfer von Ende Mai 1947 ab in der neuen Baracke gefeiert. Wenige Wochen später waren ein neuer Altartisch (mensa), Altarstufe und Kirchenbänke beschafft, die der hochw. Herr Vikar aus den alten, als Inventar mit übernommenen Tischen und Bänken bei dem Zimmermeister Meistel(?) in Uelsen hatte herstellen lassen. Der Bruder des hochw. Herrn Vikars hatte 4 nette Deckenlampen besorgt und Frau Otting, Neuenhaus, hatte eine Muttergottesfigur gestiftet, die als Seitenaltärchen diente. Damit hatte die endlich eigene Kapelle der Uelsener Flüchtlingsgemeinde ein recht schönes und würdiges Aussehen erlangt.

 

Bald hatte auch der hochw. Herr Vikar in seinem unermüdlichen und stets neue Wege suchenden Eifer mit Hilfe von Ordensschwestern ein gebrauchtes Harmonium beschafft und von einer Duisburger Firma eine neue, sehr schöne Muttergottesfigur, eine gebrauchte Johannesfigur und mehrere Kruzifixe gekauft.

Die Figur des hl. Johannes wurde rechts und die der Muttergottes links vom Altar als Seitenaltäre aufgestellt. Frau Niehues, Nordhorn, hatte auf Bitten des hochw. Herrn Vikars noch neue Meßdienerkleidung in allen Farben gestiftet.

So war die kleine Flüchtlingskapelle in wenigen Monaten in schlichter Schönheit erstanden und zeugte von echt katholischer Tat im weiten Diasporaland.

Segnend hatte die Gottesmutter dem hochw. Herrn Vikar zur Seite gestanden und hatte sichtbar geholfen, die ihr geweihte Kapelle trotz aller Schwierigkeiten zu einer schönen und würdigen Wohnung des Gottessohnes zu machen.

Weniger schnell ging die Herrichtung der Wohnung des hochw. Herrn Vikars vonstatten.

 

Schaffung einer eigenen Wohnung für den Seelsorger:

 

Von einer Wohnung des Vikars konnte am Anfang überhaupt nicht gesprochen werden. Der übergroße, fast quadratische frühere Trockenraum der einstigen Reichsarbeitsdienst-Baracke sollte dazu erst umgewandelt werden.Sein Aussehen war ebenso schmutzig wie das der anderen Räume. Fenster und Türen hingen zerbrochen herum und Fußboden und Wände starrten voller Schmutz. An Inventar fanden sich nur eine alte, verrostete Bettstelle, ein kleines, halb zerschlagenes Schränkchen und ein Wehrmachtsspind.

Wie sollte aus diesen kaum noch einen praktischen Wert besitzenden Dingen eine Wohnungseinrichtung zusammengestellt werden? Der Glaube an die Hilfe der Gottesmutter verließ den hochw. Herrn Vikar aber auch bei diesem Anblick nicht.

Bei seiner Suche nach einem Harmonium verwies ihn der Kaufmann Peters aus Neuenhaus an die Lehrerin Frl. Ratermann, die sich besuchsweise in Neuenhaus aufhielt. Diese stiftete – da sie ihren Haushalt auflöste und zu Verwandten nach Wesuwe verzog – ihre Küche, bestehend aus Küchenschrank mit einigem Geschirr und Töpfen, Küchentisch, Stühle sowie ihr Herrenzimmer, bestehend aus Schreibtisch mit Sessel, Bücherschrank mit Konversationslexikon, Standuhr, rundem Tisch, Sofa mit Umbau und einigen Stühlen als Einrichtung für die Wohnung des Seelsorgers.

 

Hierin offenbarte sich wiederum in einer geradezu wunderbaren Weise die Hilfe der Gottesmutter, unter deren besonderen Schutz die Seelsorgestelle Uelsen gestellt war. Die Gottesmutter „hatte alles schon so vorgesehen“, das war der unerschütterliche Glaube, der alle Mühen sichtbar belohnt hatte und dem hochw. Herrn Vikar immer wieder neue Kraft verlieh.

 

Da der neue Mieter der Ratermannschen Wohnung immer mehr auf Übergabe der leeren Räume drängte, mußten die der Seelsorgestelle zur Verfügung gestellten Möbel sofort übernommen werden. Die ungesicherten Türen und offenen Fenster der Baracke boten aber keine sichere Aufbewahrung. Aus diesem Grunde entschloß sich der hochw. Herr Vikar, selbst die Wache über die Möbel zu übernehmen und seinen Wohnsitz sofort nach der Baracke zu verlegen, obwohl der übergroße und völlig verwahrloste Raum seiner künftigen Wohnstätte dafür überhaupt noch nicht hergerichtet war.

 

Inmitten der „geerbten“ Möbel wurde das alte Bettgestell aufgeschlagen, ein prall gefüllter Strohsack darauf gelegt, und das „Himmelbett“ war fertig! Der Mantel und eine Decke dienten als Deckbett, während das Haupt wegen seiner vielen Sorgen auf einem von einer Einwohnerin leihweise zur Verfügung gestellten Federkissen mit weißem Kissenbezug ausruhen durfte. Es soll sich aber, wie der hochw. Herr Vikar immer wieder versicherte, trotz der empfindlichen Kälte in der Nacht geradezu wundervoll geschlafen haben! Ebenso einfach wie das Schlafen vollzog sich auch die Morgentoilette unter dem Wasserhahn der früheren Waschküche. Frühstück und Abendbrot wurden bei Frau Schwermann eingenommen, die in der gegenüberliegenden Baracke der Gemeinde Uelsen wohnte. Den Mittagstisch gewährte auf Vermittlung des Bürgermeisters Familie Borrink, van (am? nun?) Brink.

Inzwischen hatte sich Familie Walter, ein älteres Flüchtlingsehepaar aus Kath. Hennersdorf in Schlesien, selbst auf der Suche nach einem Eigenleben, bereiterklärt, die Haushaltführung bei dem hochw. Herrn Vikar zu übernehmen. Am 1.6.47 zog diese Familie in zwei abgetrennte Räume neben der zukünftigen Wohnung des Vikars und sorgte durch gründliche Säuberung und geschicktes Verteilen der Möbel im Raum des Vikars für ein einigermaßen menschliches Wohnen, soweit sich dies in dem übergroßen Raum ohne Teilungswände überhaupt erreichen ließ.

Bald konnte aber auch dieser unmögliche Zustand des Wohnens behoben werden und die nur durch Stellen von Möbeln geschaffene Raumunterteilung durch feste Wände ersetzt werden. Frau Schwermann hatte Heraklit-Faserplatten für diesen Zweck zur Verfügung gestellt.

 

Diese Platten wurden von den beiden Flüchtlingen Barndt und Maleja zwischen Holzleisten so aufgestellt, daß der bisherige, übergroße Raum nunmehr in zwei kleinere und ein großes Zimmer unterteilt wurde. Das größere Zimmer wurde als Arbeits- und Pfarrzimmer, die beiden kleineren Zimmer als Schlafraum und Wohnzimmer eingerichtet. Damit war die Wohnung des hochw. Herrn Vikars in einfachster und billigster Weise geschaffen.

Unmittelbar danach wurde noch durch den Elektromeister Beckhuis die elektrische Lichtleitung in Ordnung gebracht und von dem Klempnermeister Velsink die von den Polen zerstörte Wasserleitung wieder gebrauchsfähig gemacht. Die Klosettanlage stellte der Maurer Holstein her. Der kleine Raum hinter der Kapelle wurde als Sakristei und Unterrichtsraum eingerichtet und der sich daran anschließende Raum vom hochw. Herrn Vikar als Waschküche zur gemeinsamen Benutzung für beide Wohnbaracken zur Verfügung gestellt.

Mitten in dieses geschäftige Treiben des Ausbaus der Baracke fiel die Wallfahrt am 5.7.47 zur Muttergottes nach Wietmarschen, an der viele Frauen und Mädchen teilnahmen.

 

Gegen Ende des Sommers wurde dann der letzte Schandfleck der Baracke, die früheren Wasch- und Duschräume, beseitigt und in mühevoller Kleinarbeit und nach Überwindung großer Materialschwierigkeiten zu einer schönen Wohnung für eine Flüchtlingsfamilie hergerichtet. Der Einzug dieser Flüchtlingsfamilie fand am 15.11.47 statt.

Inzwischen hatte der hochw. Herr Vikar mit der Fa. Petit & Edelbroich in Gescher mit Erfolg Verbindung aufgenommen und ein kleines Messingglöcklein von etwa 90 kg Gewicht zum Geschenk erhalten. Dieses Glöcklein wurde unter dem offenen Barackenvorbau vor dem Eingang zur Kapelle aufgehängt und am Christkönigsfest im Oktober feierlich geweiht.

 

Noch kurz vor Beendigung dieses so arbeitsreichen, aber auch erfolgsvollen Jahres, und zwar in den Tagen unmittelbar vor und nach dem hochheiligen Weihnachtsfest konnte endlich auch der Wohnung des hochw. Herrn Vikars durch Anstrich der Wände und Decken sowie der Türen ein freundliches und wohnliches Aussehen gegeben werden.

Mit Beginn des Frühjahrs 1948 wurde zunächst der Platz vor der Kirchenbaracke umgegraben und als Gartenland mit Gemüse und Blumen bepflanzt.

 

Die seelsorgerische Tätigkeit war zu Beginn dieses neuen Jahres ganz auf die Vorbereitung für die Feier der 1. hl. Kommunion und der hl. Firmung ausgerichtet. Am 27.3.48 legten 9 Mädchen und 8 Knaben ihre erste hl. Beichte ab.

 

Für die würdige, äußerliche Ausgestaltung dieser bevorstehenden Feiern war noch viel zu tun, da die Kirchenbänke in dem verschiedenartigen rohen Holz und die Außenwände der Baracke mit dem alten, vom Regen verwaschenen Anstrich recht unschön wirkten.

So wurde dann in der Woche nach Ostern damit begonnen, die Baracke von außen mit einem dunkelgrünen, Fensterläden und Türen mit einem rotbraunen Holzschutzanstrich zu versehen und die Kirchenbänke in rotbrauner Farbe zu streichen. Diese Malerarbeiten besorgte Malermeister Giesbers, Uelsen.

 

Inzwischen war auch noch in der Karwoche von der Reichspost die Telefonanlage gelegt worden. Mit allen diesen Arbeiten war der 25. April 1948 rasch herangekommen. Es war der Sonntag, an dem seit der Reformation zum ersten Male wieder in Uelsen 9 Mädchen und 8 Knaben zur ersten hl. Kommunion gingen. Altar und Seitenaltärchen waren reichlich mit frischem Grün und Blumen geschmückt. Die Erstkommunikanten aus Halle, Itterbeck und Wielen waren mit ihren Angehörigen im Omnibus abgeholt worden.

 

Trotz der äußerst schwierigen Zeitverhältnisse war es dem hochw. Herrn Vikar gelungen, den größten Teil der Flüchtlingskinder aus erbetenen Spenden der Textilfabrik Povel, Nordhorn, für diesen großen Tag in ihrem Leben neu einzukleiden. Strahlende, glückliche Kinderaugen und ein stummer Händedruck der Eltern lohnten in dieser Stunde dem hochw. Herrn Vikar alle seine Mühen, die er um die Linderung der seelischen und leiblichen Not aufgewandt hatte. Die Photographien in dem gesondert angelegten Album veranschaulichen am deutlichsten diese schöne Feierstunde in der kleinen Flüchtlingskapelle zu Uelsen.

 

Wenige Tage später konnte ein neues, für die ganze Gemeinde Uelsen noch nie dagewesenes Ereignis würdig begangen werden. Es war der Besuch Seiner Exzellenz des hochwürdigsten Herrn Bischofs Wilhelm von Osnabrück, der am Nachmittag des 29. April den Erstkommunikanten und 26 Jugendlichen, insgesamt 43 Firmlingen, die hl. Firmung spendete.

 

Gegen 16 Uhr traf Seine Exzellenz von Neuenhaus kommend in einer vierspännigen, offenen Kutsche in Uelsen ein. Reiter zu Pferde, ein Teil der Pfarrjugend von Neuenhaus auf buntgeschmückten Fahrrädern begleiteten den Wagen des hochwürdigsten Herrn Bischofs, dem zwei Wagen mit dem Kirchenvorstand von Neuenhaus folgten. Unter dem Geläut der kleinen Kapellenglocke wurde derhochwürdigste Herr Bischof beim Verlassen des Wagens an der Straße durch den hochw. Herrn Vikar kurz begrüßt und durch das Spalier der Männer aus der Seelsorgestelle Uelsen zur Kapelle geleitet.

In Begleitung des hochwürdigsten Herrn Bischofs befanden sich der bischöfliche Kaplan, der hochwürdige Herr Pfarrer Meyer von Neuenhaus und der hochw. Herr Kaplan Thiesmeyer aus Neuenhaus. Hochw. Herr Pastor Müller aus Twist war herüber gekommen und spielte das Harmonium. Am Platz vor dem Eingang zur Kapelle erfolgte die Begrüßungsansprache des hochw. Herrn Vikars und die Überreichung eines Blumenstraußes an den hochwürdigsten Herrn Bischof durch ein Flüchtlingsmädchen, das ein Willkommensgedicht sprach.

 

Nach einer kurzen Erwiderung begab sich der hochwürdigste Herr Bischof zur Firmung in die Kapelle. Dichtgedrängt bis auf den Vorplatz standen die Gläubigen, unter denen sich viele Andersgläubige befanden, um der erhabenen Feierstunde beizuwohnen und den Worten des hochwürdigsten Herrn Bischofs zuzuhören. Trotz des Regens harrte die Bevölkerung aus, um auch noch Zeuge der Abfahrt des hochwürdigsten Herrn Bischofs sein zu können. Es war ein Ereignis, von dem ganz Uelsen noch tagelang nachher sprach und von dem die Bilder im angelegten Album der Nachwelt besser als alle Worte berichten sollen.

 

Mit der Abfahrt Seiner Exzellenz gegen 18.30 Uhr war dieser unvergeßliche Tag im jungen Leben der katholischen Flüchtlingsgemeinde zu Uelsen beendet.

Schon lange vor diesen Festtagen hatte sich der hochw. Herr Vikar um eine Monstranz bemüht. In der Woche nach Pfingsten ging auch dieser Wunsch in Erfüllung, und eine sehr schöne Monstranz – eine Stiftung des Seelsorgeamts Osnabrück - konnte bei den Benediktinerinnen in Osnabrück abgeholt werden.

In den nun folgenden Monaten des Sommers 1948 sind keine besonderen Ereignisse im Leben der Seelsorgestelle Uelsen zu verzeichnen.

 

Erst am Sonntag, dem 5.9.48, wurde das gleichförmig verlaufende Leben der jungen Gemeinde unterbrochen. Für diesen Sonntag-Nachmittag hatte der hochw. Herr Vikar die Kinder zu einem Kinderfest eingeladen, an dem auch die Eltern der Kinder teilnahmen. Nach einer Bewirtung mit Kaffee und Kuchen wurden lustige Spiele veranstaltet und von mehreren Kindern das Theaterstück „Josef wird erhöht“ aufgeführt. Lustiger Sing-Sang erfüllte den Vorplatz der Kapelle und nur ungern wollten sich die Kinder gegen Abend von „ihrem Vikar“ trennen, der ihnen einen so schönen Nachmittag bereitet hatte. Am Abend war dann die Jugend bei dem hochw. Herrn Vikar zu Gast und durfte zu den Klängen eines Schifferklaviers tanzen. Auch dabei nahmen wieder viele Erwachsene teil und verbrachten in angeregter Plauderei den schönen Abend, wobei die am Nachmittag gemeinsam gehörte Rundfunkansprache des Hl. Vaters anläßlich des Katholikentages in Mainz viel besprochen wurde. So hatte dieses fröhliche Beisammensein der Seelsorgegemeinde auch noch eine tiefere Bedeutung. Am Ende dieses schönen Sonntags, dem „Katholikentag von Uelsen“, bestand bei Groß und Klein der einmütige Wunsch, recht bald wieder einmal in ähnlicher Weise zusammen zu kommen.

 

Am 14.9., dem Fest „Kreuz Erhöhung“, nahmen über 30 Personen an der großen Wallfahrt der Ostvertriebenen zur Muttergottes in Rulle bei Osnabrück teil. Der Weg dorthin wurde in einem von dem Unternehmer Momann, Uelsen, gemieteten Autobus zurückgelegt, der früh gegen 8 Uhr in Uelsen wegfuhr und abends gegen 20 Uhr wieder in Uelsen eintraf.

 

Ende der Aufzeichnungen