GN-Zeitungsbeilage „Der Grafschafter“ vom Dezember 1954
von Willy Friedrich
Am grauen Mühlenrad
Kleiner Bach, dein Wasser plätschert leise.
Grüner Farn in deinem Lauf sich schmiegt.
Bunte Vöglein zwitschern unbeschwerte Weisen.
Dort, wo im Erlengrund die alte Mühle steht.
Am grauen Mühlenrad geheimnisvolles Rauschen,
läßt längst Vergang´nes wieder vor mir stehen.
Gern hör ich´s, länger möcht`ich lauschen.
Jedoch die Zeit sie drängt; ich muß jetzt geh`n.
Leb`deshalb wohl, du liebes, trautes Plätzchen,
du stets verständnisvolle Freundin mein.
Leb`wohl, nie werd`ich dich vergessen.
Denn ohne dich könnt`ich nicht glücklich sein.
GN-Zeitungsbeilage „Der Grafschafter“ vom August 1955
von Willy Friedrich
Sonntagmorgen
Ein Sonntagmorgen voller Ruh und Frieden.
Durch Feld und Flur ich meine Schritte lenk.
Sumpfdotterblumen blühen in den Wiesen,
dort, wo am Rand sich eine Mulde senkt.
Der Wald, soeben noch in tiefem Schweigen,
Jetzt frisch und farbenfroh herübergrüßt.
Die Vöglein zwitschern munter in den Zweigen.
Die Morgensonne hat sie wach geküßt.
Das Lied der Heimat klar und schön
hör ich aus unbeschwertem Vogelsang.
Sehr reich beschenkt wird ich jetzt heimwärts gehn`
Vom nahen Kirchturm ruft der Sontags-Glocken-Klang.
GN-Zeitungsbeilage „Der Grafschafter“ vom Juni 1953
Von Willy Friedrich
Meine Heimat
Ich brauche keine Menschen
Brauch nicht den Lärm der Stadt
Wenn ich nur meine Heimat
die stille Heimat hab.
Verträumt liegt dieses Plätzchen
Fürwahr ein schöner Ort
Umsäumt von Moor und Heide
Nie geh ich von ihm fort.
Denn hier bin ich geboren
Hier kann ich glücklich sein
Wo grüne Birken leuchten
im hellen Sonnenschein.
Kein Windzug rührt die Zweige
Kein Laut stört diese Ruh
Ich weiß: In meiner Heimat
da bleib ich immerzu.
GN-Zeitungsbeilage „Der Grafschafter“ Januar 1953
Von Willy Friedrich
Winternacht
Nett hüng denn Himmel noch vull Steerne,
de Moane keek mij an sao kloor.
Nuw treckt d´r dicke düüstere Wolken,
de Lucht hank läge, gries en swoor;
dann fallt denn eersten Snee al dale.
Döör kahle Tööge höör ik`t sacht:
Slaop, wiede Weerld, slaop fast, en röste
In disse stille Winternacht.
Der Müller von Uelsen
In Uelsen wohnte vor Zeiten ein fleißiger Müller. Er schrotete das Korn, das Bürger und Bauern zu ihm brachten und gab allen das richtig Maß zurück. Seine Mühle lag im Linnenbeckental bei Höcklenkamp. Weil der Weg dahin weit und beschwerlich war, baute er an der Südseite des Dorfes auf einem Heidehügel eine schöne Windmühle, die ihm viel Freude bereitete. Einmal kam nun der Graf von Bentheim auf der Jagd in die Uelser Gegend. Er sah die Mühle und sie gefiel ihm sehr. Er bot dem Müller eine gute Summe Geldes dafür. Aber der Müller wollte sie nicht hergeben. Da sagte der Graf: Wenn Du sie mir nicht verkaufst, so verbiete ich Dir, darin zu mahlen. Der Wind, der die Flügel dreht, gehört nämlich mir“. Das Gericht gab ihm recht. Nun geriet der Müller bald in Not. Sein Geld steckte in dem Neubau, und die Gläubiger drängten. Verdient wurde wenig. So kam der Augenblick, wo er sich an den Grafen wenden musste. Dieser erwarb sie für einen geringen Betrag. Auf diese Weise gelangte die Mühle von Uelsen der Überlieferung nach in den Besitz des Grafen von Bentheim.
Von Ludwig Sager, erschienen im "Grafschafter".
Entnommen aus dem Buch: 850 Jahre Gemeinde Uelsen 1131-1981. Herausgeber Gemeinde Uelsen 1981
Entnommen aus dem Buch: "Die Sagen der Heimat"
Herausgeber: Rektor H.Specht (1925)
Die goldene Wiege von Uelsen
Aus der Zeitungsbeilage Der Grafschafter vom Februar 1959
von Margarete Frantzen
Es raunt in der Sage leise und fein
In goldener Wiege schläfts Christkindelein.
An heiliger Stätte in sicherer Hut,
Verwahret der Priester das kostbare Gut.
Doch wallten Dezembernebel durchs Land,
Das Heiligtum Uelsens heimlich verschwand.
Man suchte tagaus, man sucht tagein,
Wo bargen sich Wieg und Kindelein?
War endlich gefunden der heilige Schatz,
Dann fand er im Kirchlein den Ehrenplatz.
Bei Glockengeläute und Kerzenschein
sie wiegten das liebliche Kindelein.
So heischte es Sitte und heiliger Brauch,
Das Kriegsvolk hüllte ganz Uelsen in Rauch.
Von Rauben und Morden zittert das Land,
Die Wiege des Kindleins Nächtens verschwand.
Der Priester grub in den Hügeln ein Grab,
Und senkte behutsam die Wiege hinab.
Bald holt den Alten der Knochenmann ein,
Er nahm das Geheimnis ins Grab mit hinein.
Manch Frommer suchte die Wiege aus Gold,
Doch war noch keinem das Kindlein hold.
Die Wiege noch immer verborgen ruht,
Ein Sonntagskind hebt einst das heilige Gut.
Entnommen aus dem Buch: "Sagen aus der Grafschaft Bentheim"
Herausgegeben von Lucie Rakers (1969)
Entnommen aus dem Buch: "Sagen aus der Grafschaft Bentheim" Herausgegeben von Lucie Rakers (1969)
Zeichnungen von Wilhelm Frantzen