Radaranlage in den Wilsumer Bergen

Quelle: "Archiv IKARUS"

Das Funkmessgerät „FREYA“ in den „Wilsumer Bergen“

 Zu Beginn des zweiten Weltkriegs war die Entwicklung von Funkmessgeräten mit denen feindliche Flugzeuge erfasst werden konnten, sowohl in Deutschland wie auch in England schon in ein entscheidendes Stadium getreten.

Beide Länder hatten ohne gegenseitiges Wissen bereits Funkmessgeräte entwickelt, die in der nachfolgenden Weiterentwicklung als Flak-Schießgerät oder für die Führung von Jagdflugzeugen auf einfliegende Feindflugzeuge Verwendung finden sollten. Aber auch Bordgeräte für Flugzeuge wurden später entwickelt und eingesetzt. Diese Funkmessgeräte sind in der heutigen Zeit allgemein unter dem Begriff „Radar“ bekannt. Damals waren diese Radargeräte auf beiden Seiten unter dem höchsten Geheimhaltungsgrad eingestuft.

 

Bereits im Winter 1939/40 wurden solche Funkmessgeräte durch die Luftwaffe im Westen in vereinzelter Zahl eingesetzt, um einfliegende Feindflugzeuge schon weit vor der deutschen Reichsgrenze zu erfassen und damit Abwehrmaßnahmen frühzeitig einzuleiten.

Etwa ab Februar 1940 wurde wurde bei Wilsum in der Nähe von Nordhorn ein Funkmessgerät  vom Typ "FREYA" mit eine damaligen Reichweite von ca. 100 km eingesetzt. Die Reichweite des FREYA-Gerätes konnte im Verlauf des Krieges auf etwa 150-160 km gesteigert werden. Dieses "Frühwarnradar" für das Münsterland und das Ruhrgebiet war auf einer 80 Meter hohen Hügelkette in den Wilsumer Bergen installiert. Somit konnte es Flugzeuge schon weit vor der deutschen Grenze über holländischem Gebiet entdecken.

Beispielfoto


Von den „FREYA-Geräten“ wurden Einflugmeldungen an die Flugwachtkommandos gegeben. In der Anfangsphase des Krieges wurden diese Meldungen von den Flugwachtkommandos nicht geglaubt, da sie ja Standortangaben der Feindflugzeuge über dem neutralen holländischen Gebiet enthielten. Da sich diese Meldungen aber immer als richtig herausstellten, wurden sie von den Flugwachkommandos als „aus geheimnisvoller Quelle stammend“ akzeptiert.

Nach der Besetzung Frankreichs, Belgiens, Luxemburg und den Niederlanden im Mai 1940 wurden die deutschen Radar-Stellungen bis an die Nordsee- und Kanalküste vorgezogen. Nunmehr war es möglich bis weit nach England hinein zu „Blicken“ und die Frühwarnung gegen Bomber auszubauen.

Am Tage des Kriegsbeginns wurden noch einige weitere Nachtjagdstaffeln aufgestellt, so z.B. beim Jagdgeschwader 26 „Schlageter“. Noch wenige Wochen vor Kriegsausbruch stellte „Der Adler“ fest: „Man kann weiter beruhigt sein, das in der Nacht kein geschlossener Verband starten wird.

Der Verlauf des Luftkrieges hat gezeigt, dass auch starke Bomberverbände nach einer Erprobungszeit in der Lage sind, jedes Ziel im feindlichen Hinterland während der Nachtstunden anzugreifen.

Der Heimatluftverteidigung wurde durch die deutsche Luftwaffenführung nur eine unwichtige Rolle zugesprochen. Schon bald zeigte sich, dass die großen Erwartungen, die man an die Flugabwehrbatterien gesetzt hatte, nicht zu realisieren waren.

Für die Weite des deutschen Heimatschutzgebietes und der Kriegsschauplätze waren die verfügbaren Flak- und Scheinwerferbatterien und die erforderlichen Jagd- und Zerstörer-Flugzeuge nicht in ausreichender Anzahl vorhanden.

Für das Münsterland bestand im Jahre 1939 ein Reserveflugmeldedienst, der entlang der deutsch-niederländischen Grenze bei den Luftgau-Nachrichten-Regimentern integriert und dem Luftgaukommando VI in Münster unterstellt war.

Dieser „Auge-Ohr-Flugmeldedienst“ gab seine Meldungen über einfliegende Feindflugzeuge an das für unseren Bereich zuständige Flugwachtkommando Osnabrück weiter. Für den südwestlichen Bereich war das Flugwachtkommando in Dortmund zuständig. Die Flugwachtkommandos wurden kurz „Fluko“ genannt.

 

Die Angaben des Flugmeldedienstes wurden in Lagekarten eingezeichnet und gleichzeitig an die Flak, Schweinwerfer und die Jagdgruppen und auch an die Verkehrsbetriebe, Industrie und zivilen Luftschutz über Telefon weitergegeben.