Wilhelm Kösters – Ein Uelser Original und "Einsiedler"

 

Wilhelm Kösters war über viele Jahre Mitglied im Bürgerschützenverein und wohnte in einem alten Haus an der Straße „Uelser Holt“. Er war ein großer Naturliebhaber und man kann so einige Anekdoten über ihn erzählen.

 

Viele Uelser Familien wurden von ihm zu Ostern mit bunten Eiern beschenkt. Er versteckte diese schon am frühen Ostersonntag Morgen im Garten um den Kindern eine Freude zu bereiten.

 

Wenn er bei einer seiner Wanderungen einmal ein totes Kaninchen oder einen toten Hasen fand, „erfreute“ er auch damit schon mal die ein oder andere Familie.

 

 

 

Im Vordergrund Wilhelm Kösters mit Schützenmütze. Die Aufnahme ist entstanden Anfang der 1970er Jahre beim Schützenfest

auf dem Nackenberg.

 

 

Eine Familie bei der er häufiger zu Besuch kam, hatte sich Anfang der 1960er Jahre ein Fernsehen angeschafft. Dann setzte er sich auf einen Stuhl neben dem Schrank um den „schädlichen“ Strahlen auszuweichen. Aber zumeist siegte die Neugier und er blickte verstohlen durch seine Hände auf das Fernsehprogramm.

 

 

 

Der ehemalige Hof von Wilhelm Kösters an der Straße Uelser Holt. Die Aufnahme ist im Januar 2021 entstanden. Das Gebäude wird seit einigen Jahren von der Historischen IV. Kompanie des Bürgerschützenvereines genutzt.

 

 

 

Wilhelm Kösters war ein Mann mit vielen Ideen und Interessen. Hierzu nachfolgend ein kurzer Auszug aus dem Gemeindebrief vom 1. Halbjahr 1964 und ein Bericht aus den Grafschafter Nachrichten vom August 1964.

 

 

Gemeinde-Heimatbrief Nr. 7 vom 1.Halbjahr 1964

 

Wilhelm Kösters, allen als Einsiedler bekannt, versucht auf seinen Ländereien dem „Keukenhof“ in Holland nachzueifern. So hat er dieses Jahr auf einer 1 Hektar großen Fläche Tulpen angebaut.

 

 

Grafschafter Nachrichten August 1964

Der Zufall brachte es ans Licht

 

„Schatzgräber“ Wilhelm Kösters aus Uelsen besitzt wertvolle Bodenfunde

 

„Favosites polymorphus“,das soll die lateinische Bezeichnung für eine bienenwabenähnliche, verkieselte Koralle sein, die nach Ansicht der Prähistoriker aus der Silurzeit stammt und 400 bis 940 Millionen (!) Jahre alt ist. Sie stammt aus jener Vorzeit, als die ersten Wirbeltiere Grafschafter Boden „bevölkerten“. Wilhelm Kösters aus Uelsen, 64 Jahre alt, hat diesen Fund rein zufällig entdeckt. Er formt sich aus winzigen kleinen Granitteilchen , schimmert in verschiedenen Farben und könnte sicherlich dem wissenschaftlich exakt arbeitenden Geologen interessante Fingerzeige bis hinein in die „graue Vorgeschichte“ geben und den geheimnisvollen Schleier lüften helfen, der trotz aller inzwischen gewonnenen Erkenntnisse immer noch die „graue Urzeit“ umgibt.

Wilhelm Kösters ist freilich kein Vorgeschichtsforscher. Er betreibt eine kleine Landwirtschaft und baut Kartoffeln, Roggen und Hafer an und schaut sich als passionierter Naturfreund gern und gründlich in der Natur um. Sein Hobby ist der Spaziergang durch Feld und Flur. Mit offenen Augen und Ohren erlebt er dabei immer wieder eigentümliche Überraschungen. So war es auch am vergangenen Sonntag, als er im Heidehügelgebiet zwischen Wilsum und Itterbeck „nach Schätzen suchte“.

Oftmals streift der „Schatzsucher“ so durch die Gegend. Obgleich es nicht die „goldene Wiege von Uelsen“ war, die er auf seinen Streifzügen entdeckte, sind es doch viele schöne und zugleich aufschlussreiche Gegenstände, die, fein säuberlich in Kartons aufbewahrt, einen Einblick in die Entstehungsgeschichte unserer Heimat geben können.

Mit der Lupe betrachtet, glitzert und funkelt es in den Gesteinen. Handwerkliche und hauswirtschaftliche Gerätschaften aus der Steinzeit, jahrtausendealt, liegen oftmals unbeachtet in Kies- und Sandgruben herum.

Sandsteine, Quarzite, Konglomerate und Grauwacken bildeten sich vor Jahrmillionen. Farne und Schachtelhalme boten einer geringen Landtierwelt Schutz. Eine reiche Meerestierwelt entstand.

 

Sind die Funde – wenigstens teilweise- in diesen Zeitabschnitt, in das sogenannte Altertum der Erde (Paläozoikum) einzustufen? Wer will das genau sagen?

Bestenfalls kann man als Laie die Funde bewundern und bestaunen. Sie weisen einmal bizarre Formen auf und sind ein anderes Mal Eiern und Kugeln gleich.

Ein besonders großes und stattliches Stück scheint ein Meteorit zu sein. Hinzukommt ein Fund zweifellos „jüngeren Datums“. Er besteht aus irgendeiner Metall-Legierung. Spricht aber auf einen Magneten nicht an. Vielleicht handelt es sich um eine schalenförmige „Urne“ aus der Bronzezeit. Leider zerbrach sie bei der Bergung. Sie ist etwa 30 Zentimeter lang und bis zu zehn Zentimeter breit. Der Hohlraum war leer.

Konnten wir erst dieser Tage über einen Urnenfund in Getelo berichten, so beweisen die von Wilhelm Kösters sichergestellten Gegenstände nochmals eindeutig, wie reich der Heimatboden an vorgeschichtlich wertvollem Anschauungsmaterial ist, und, daß es in unserer schnellebigen Zeit noch Menschen gibt, die Zeit und Muße finden, gleichsam all jene „Kleinode am Wegesrand“ aufzulesen, an denen die meisten achtlos vorübergehen.

 

 

 

Einige der Steine aus der Sammlung von Wilhelm Kösters

 

 

 

 

Der sehr spezielle Grabstein der die Gesichtsform von Wilhelm Kösters zeigt. Seitdem das Grab auf dem Friedhof eingeebnet wurde befindet sich der Stein auf dem ehemaligen Hofgelände an der Straße Uelser Holt.

 

 

Wie schon der spezielle Grabstein zeigt war Wilhelm Kösters durch seine besonderen „Marotten“ in Uelsen ortsbekannt.

 

Als seine Nachbarn einmal zu einem Neujahrsbesuch kamen, war seine Wohnung menschenleer aber der Tisch war eingedeckt mit Gläsern und einer Flasche Schnaps und einem Zettel, dass man sich doch selbst bedienen möge. Später stellte sich heraus, dass er wohl zu Haus war und sich alles vom Dachboden angeschaut hat.

 

Mit einer Nachbarin genannt Emmi hatte er einen ständigen Disput. Als er einmal mit dem Fahrrad an sie vorbeifuhr, begann Emmi damit ihn mit Kieselsteinchen zu bewerfen.

 

Es kam auch schon einmal vor, dass seine Kühe falsch herum im Stall standen. Da vermuteten einige Bürger schon, dass es in seinem Haus spukt.

 

Durch solche und ähnliche weiteren Ereignisse ist er über Jahrzehnte den Uelser Einwohnern in Erinnerung geblieben.