Pastor Peter Schumacher

 

Pastor Peter Schumacher

 

geboren am 02.04.1878 / gestorben am 07.01.1950

 

SCHUMACHER, Peter, ref. Theologe, Schriftleiter und Übersetzer. Geboren am 2. April 1878 als Sohn des Fabrikanten Johannes Adolf Schumacher in Elberfeld, verstorben am 7. Januar 1950 in Münster. Das Grab befindet sich auf dem Friedhof in Uelsen, Grafschaft Bentheim. Er besuchte die Schule in der Gemeinde Elberfeld, studierte nach dem Besuch des Elberfelder Realgymnasiums in Erlangen, Tübingen und Berlin evangelische Theologie. Ein Stipendium ermöglichte ihm 1902 die Fortsetzung seines Studiums in Utrecht/NL., wo er sich die niederländische Sprache aneignete und sich kritisch mit separatistischen Tendenzen im holl. Calvinismus auseinandersetzte. Dem Einfluss des leidenschaftlichen „Kohlbrüggianers“ Dr. Adolf Zahn verdankte er einem Brief an Karl Barth zufolge die Rettung vor der kritischen Schule und die eigene, auf Kohlbrügges Rechtfertigungsverständnis aufbauende lebenslange theologische Position. Ab 1905 war S. als Pastor der reformierten Kirche in der Grafschaft Bentheim tätig, zunächst in Laar, ab 1911 bis zu seinem Tod in Uelsen. 1910 übertrug man ihm nach einer Spaltung in der Leserschaft der seit 1892 in Barmen erscheinenden Zeitschrift Korrespondenz-Blatt der Freunde des Heidelberger Katechismus die Schriftleitung eines der beiden Folgeblätter, das den Titel Biblische Zeugnisse (BZ) erhielt, während der bisherige Schriftleiter Fritz Horn zunächst das Korrespondenz-Blatt unter dem alten Titel weiterführte. 3 Jahrzehnte redigierte S. die monatlich, für kurze Zeit auch zweimonatlich bzw. halbmonatlich erscheinende Zeitschrift. Die in einer durchschnittlichen Auflage von ca. 600 Expl. in die Welt ging. Zu seinen regelmäßigen Mitarbeitern gehörten bis 1930 Pastor Dr. Heinrich Forsthoff aus Mülheim a. d. Ruhr und bis 1934 Pastor Maximilian Printz aus Duisburg-Meiderich, später Uerdingen. Karl Barth, der 1922 in Göttingen zufällig zwei Expl. der BZ in die Hände bekam, den Herausgeber mehrfach besuchte und bis 1934 zwölf Predigten für den Abdruck lieferte, nennt sie in Briefen an Freunde begeistert ein wirklich gutes Blatt und ihren Schriftleiter einen `steilen' Reformierten im Bentheimer Land. In „Kohlbrüggianischer“ Tradition beschäftigten sich die BZ immer wieder mit Schwerpunktthemen wie Prädestination oder dem Verhältnis von Rechtfertigung und Heiligung. Ebenso gehörte der Kampf gegen Pietismus und Werkgerechtigkeit, in sozialem Engagement und kirchlicher Diakonie grundsätzlich vermutet und entsprechend von den BZ gegeißelt, zum Daueranliegen von S. und seinen Mitarbeitern. 1925 übersetzte S. das Buch des holl. Theologen Theodorus Lambertus Haitjema, Karl Barths 'Kritische' Theologie, ins Deutsche. Im Kirchenkampf bemühte sich S. um eine neutrale Position, was schließlich zum Bruch mit Barth führte. Im Dezember 1934 weilte dieser zum letzten Mal bei S. in Uelsen, wo er auf S. Vermittlung hin mit Landessuperintendent Dr. Hollweg, Carl Octavius Voget (als Repräsentanten der Kirchenleitung der reformierten Kirche Hannovers) und Friedrich Middendorff (als Vertreter der Bekenntnisgemeinschaft dieser Kirche) das Uelsener Protokoll als neue geistliche Richtlinie für den künftigen Kurs der reformierten. Kirche Hannovers entwarf und mitunterzeichnete. Infolge von Kriegswirtschaft, Spaltungen in der Leserschaft und fehlender Mitarbeiter stellten die BZ 1940 ihr Erscheinen ein. In der Reihe der reformierten Prediger der Grafschaft Bentheim, der er viele Jahre als Präses vorstand, sowie in seiner Landeskirche genoss S. als Theologe einen ausgezeichneten Ruf. Seine Geringschätzung kirchlicher Diakonie auf dem Boden einer ausgeprägten Erwählungslehre sowie der Versuch, sich jeder politischen Verantwortung durch den Rückzug auf paulinische Theologie zu entziehen, mussten zum Scheitern verurteilt sein. Insofern legen die BZ und ihr Schriftleiter Zeugnis ab von einem reformierten Sonderweg, dessen Übereinstimmung mit der Theologie Kohlbrügges im übrigen bezweifelt werden darf.