Hauptlehrer Jan-Albert Blekker

Am 18.06.1884 in Uelsen geboren. Ab Frühjahr 1905 = 1 Jahr Militärdienst. Ab Ostern 1906 Lehrer an der einklassigen Volksschule in Ratzel. In der Zeit Heirat mit einer Niederländerin aus Hardenberg. Ab 01. Mai 1913 Lehrer an der Volksschule in Hoogstede.

 

Ab 01.05.1919 Hauptlehrer an der Volksschule Uelsen.

 

Am 19.05.1919 wird er in Uelsen zum 1. Vorsitzenden der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei (DVP) gewählt. Er hat diese Partei dann wohl wieder verlassen und kandidiert bei der Landtagswahl 1921 für die Deutsche Nationale Volkspartei (DNVP). Kurze Zeit später ist sein Wechsel zur NSDAP erfolgt und er ist maßgeblich am Aufbau der Ortsgruppe in Uelsen beteiligt.

 

Auf einer Karteikarte vom 20.03.1930 wird er als Führer der Ortsgruppe Uelsen aufgeführt. Auf der gleichen Karte wird am 14.07.1930 vermerkt =“Nicht mehr Führer der Ortsgruppe“. Aus dem gleichen Jahr liegt eine Aktennotiz vor, dass er sich weiter als Nationalsozialist betätige und die Schulkinder in diesem Sinne beeinflusse. Daraufhin erfolgt eine Überprüfung durch die Schulbehörde Da ihm auch im schulischen Bereich einige Mängel nachgewiesen werden können erfolgt eine Geldstrafe in Höhe von 60 Reichsmark sowie die Versetzung nach Georgsdorf.

 

Diesen Sachverhalt sieht Lehrer Blekker als Schande an und er ist zutiefst gekränkt. In einem Aktenvermerk aus 1930 wird erwähnt, dass er der Versetzung keine Folge leisten wolle. Er meldet sich krank und will seine Pensionierung beantragen. Auf einem Elternabend in Uelsen unter Einflussnahme der NSDAP wird verlangt, dass seine Versetzung rückgängig gemacht wird. Die Behörde lehnt jedoch ab und die Versetzung zum 01.08.1930 nach Georgsdorf muss erfolgen. Erst jetzt erkennt Blekker das er als Beamter dieser Versetzung doch wohl Folge leisten muss. In Georgsdorf beginnt er sogleich mit dem Aufbau einer NSDAP-Ortsgruppe.

 

Nach der Machtergreifung am 30.01.1933 soll er häufiger in SA-Uniform unterrichtet haben. Er bleibt also weiter ein treuer Anhänger der Partei.

 

Er selber begründet seine Versetzung nach Georgsdorf immer als politisch motiviert. So führt er im Jahr 1934 die hohen Gewinne für die NSDAP in Uelsen bei der Wahl vom 14.09.1930 auf seine Versetzung zurück. Die Partei erzielte seinerzeit 55% der Stimmen. Neben weiteren Aspekten vermag dies tatsächlich ein Mitgrund für die hohen Gewinne gewesen sein.

 

Im Jahr 1932 versucht er gleich zweimal vergeblich die Versetzung rückgängig zu machen. Dies muss eine starke Kränkung für ihn gewesen sein.

 

Am 18.02.1933 tritt er der NSDAP bei. Dabei hatte er aufgrund seines Beamtenstatus wohl erst die Machtergreifung durch die Partei abgewartet. Er hat jetzt auch wieder Hoffnung, dass sich in seinem Fall eine positive Entwicklung ergibt Er versucht einige Male über seine Bekannten in der NSDAP eine positive Entscheidung bei der Schulbehörde zu erhalten. Aber ohne Erfolg.

 

Lehrer Blekker hatte zusätzlich ein weiteres Problem. So hatte er auf einem Fragebogen im Jahr 1930 erklärt, dass er noch nie Mitglied einer Partei gewesen sei. Im Juli 1933 verweist er dann auf einem weiteren Bogen voller Stolz auf seinen langjährigen und vielfältigen Einsatz für die NSDAP. Wegen der widersprüchlichen Angaben will die Behörde zunächst sogar die Staatsanwaltschaft einschalten oder ein weiteres disziplinarisches Verfahren einleiten. Dies erfolgt aber nicht.

 

Mit Schreiben vom 28.12.1933 erhält Blekker die Mitteilung, dass die Geldstrafe sowie die Versetzung bestehen bleiben.

 

Daraufhin beantragt er im Januar 1934 ein Gespräch mit dem Regierungspräsidenten. Zugleich verschickt er einen zehn Seiten umfassenden Beschwerdebrief an den Gauleiter. Er droht dabei mit Parteiaustritt.

 

Eine Entscheidung wird aber nicht durch den Gauleiter getroffen. Lehrer Blekker erhält vielmehr nach seinem Besuch beim Regierungspräsidenten die Zusage das ein Schlussstrich gezogen werden solle und er mit einer Umsetzung aus Georgsdorf rechnen könne. Aber selbst nach diesem positiven Gespräch werden die Behörden weiter vom ihm kritisiert.

 

Aus Enttäuschung über die aus seiner Sicht fehlende Unterstützung durch die NSDAP tritt er Mitte 1934 aus der Partei aus. Hierzu hatte er ein 6 Strophen umfassendes Schmähgedicht an den NSDAP-Kreisleiter verfasst. Unterzeichnet war das Gedicht mit dem Pseudonym „Blekkerus“. Der Kreisleiter sah dies als starken Frontalangriff und Affront an.

 

Am 24.10.1934 wird Lehrer Blekker in Neuenhaus vernommen. Nach einer Beurteilung durch einen Gerichtsarzt kommt es jedoch nicht zur Inhaftierung.

 

Im Jahr 1935 erfolgt die Versetzung nach Veldhausen. Aber anstatt sich zu freuen beantragt er die Rückversetzung nach Georgsdorf. Auch wieder ohne Erfolg.

 

Zum 01.07.1937 verfügt der Regierungspräsident die Pensionierung. Blekker selbst hatte es abgelehnt seine Pensionierung zu beantragen. Grund war wohl eine hohe Verschuldung.

 

Am 25.05.1940 erfolgt die Verhaftung. Grund hierfür war wohl, dass er den Einmarsch Deutscher Truppen in die Niederlande öffentlich kritisiert hatte. Er habe damit die Wehrmacht und das Reich beschimpft. Am 23.09.1940 wird er vom Neuenhauser Gefängnis nach Hannover überführt. Hier bestand ein sogenanntes Sondergericht, das die Nationalsozialisten bereits seit Mai 1933 eingeführt hatten.

 

Nach seiner Verurteilung wird Blekker am 12.04.1941 aus dem Gefängnis entlassen. Nach wenigen Metern in Freiheit wird er von der GESTAPO in „Schutzhaft“ genommen.

 

Am 18.04.1942 verstirbt er im KZ Sachsenhausen.