Dr. Johan Picardt

  

Geboren am 05.02.1600 – Verstorben am 21.05.1670

Seine Kindheit verlebte Dr. Picardt in Uelsen und Bad Bentheim.

 

 

Johan Picardt (oder Piccardt) ist der älteste Sohn des reformierten Predigers Johan Pickhart (* 1. Mai 1560 in Neuenhaus, † 7. Dezember 1629) und dessen Ehefrau Elske Kemener (* 3. Januar 1569 in Neede/Herrschaft Borkulo; † 21. August 1607 in Bentheim). Zunächst besuchte er die Hohe Schule in Steinfurt. Die Pickharts gehörten zu jener Zeit zu den eingesessenen Familien in der Grafschaft Bentheim. Es wird bei dem späteren Namen Picardt immer wieder vermutet, dass eine Verbindung zur französischen Landschaft Picardie besteht, was aber nicht nachgewiesen werden kann. Eine enge Verbindung gab es dagegen zu den Niederlanden. Johans Bruder Alexander Pickhart (geb. 1604) kämpfte als Hauptmann in holländischen Diensten bis zu seinem Tod im Jahre 1640. Die französisierte Schreibweise des Familiennamens scheint Picardt selber eingeführt zu haben. Er studierte an der Universität Leiden. 1623 wurde er im holländischen Dorf Egmont aan Zee in den Kirchendienst übernommen. 1625 heiratete er dort Roeka Brederode aus Egmont († am 3. März 1666 in Coevorden). Sie hatten sieben Kinder. 1628 erwarb er in Leiden den Doktorgrad der Medizin. Durch seinen Verdienst durch medizinische Behandlungen kam es zu Auseinandersetzungen mit den Kirchenoberen.

 

Da das Leben für eine große Familie in Holland nicht leicht gewesen zu sein scheint, versuchte er sich im trockengelegten Beemster, einem Nebenmeer der Zuiderzee, zum ersten Mal nebenbei als Landwirt. Um die Lage seiner Familie zu verbessern, pachtete er in der Drente, in Rhee, einen ehemaligen Klosterhof an. Von dort an begann er sich mit den Problemen der Landwirtschaft auseinanderzusetzen. 1643 erhielt er eine Stelle als Prediger in Rolde. 1646 verfasste er ein Werk über die Bedeutung des Predigtamtes. Dies wurde 1650 in Zwolle gedruckt. 1647 ist er in der Universität Groningen eingeschrieben. Da er hier wahrscheinlich auch mit Problemen der Landwirtschaft beschäftigt war, wurde er 1647 von Bentheimer Grafen Ernst Wilhelm zum Directeur des Hochmoores berufen. Zugleich wurde er zum ersten Prediger nach Coevorden berufen. Um die Landwirtschaft zu verbessern, versuchte er schon im Jahre 1645 einen Kanal in der Grafschaft Bentheim zu bauen. Dieser Kanal wurde allerdings erst im 20. Jahrhundert gebaut und trägt den Namen Coevorden-Piccardie-Kanal.

 

Seine Erfolge bei der Kultivierung des Osterwaldes waren anfangs gering, was auch auf die politisch unruhigen Zeiten im Umfeld des münsterisch-niederländischen Krieges zurückzuführen ist. 1655 wurde eine neue, fast quadratische Plankolonie mit Hilfe der Brandkultur angelegt. Sie hieß zuerst Ernstdorf, später ihm zu Ehren Piccardie, heute Alte Piccardie, da in der Nachbarschaft 1725 die Siedlung Neue Piccardie entstand, heute Georgsdorf.

 

In den Niederlanden ist Dr. Johan Picardt bis heute als erster Geschichtsschreiber der Drente bekannt. Er wird zudem als einer der ersten Geschichtsschreiber der Urgeschichte bezeichnet.