Flugzeugabsturz (Bookesch), Uelsen 28. Oktober 1944

Quellen: DRK Archiv Arolsen, Vermisstensuchgruppe IKARUS, Wikipedia, Google

 Buch: 1939-1945 Luftkrieg in der Grafschaft Bentheim

 B-17G, Flying Fortress, Hersteller: Boing

 

Ursache des Absturzes und weitere Meldungen

Durch Flakbeschuss über Münster beschädigt. Motor 4 rauchte, ein Krafstoffleck an Tank 4. Absturz in Uelsen.

 

Bemerkungen:

Angriff auf Münster mit 178 B-17 Flying Fortress Bomber, die insgesamt 497.400 kg Bomben abwarfen. 3 Flugzeuge gingen bei diesem Angriff verloren und 96 Flugzeuge wurden beschädigt, 12 Besatzungsmitglieder wurden verwundet und 29 als vermisst gemeldet. Die Beladung der 178 B-17 Bomber 6x250 kg, General Purpose (Allzweckbomben) und 6x250 kg Brandbomben. Es war insgesamt die 102. Einsatz der 398th. Bomb Group und die 691. Einsatz der 8 USA AirForces.

Angriffshöhe auf Münster betrug 7667m Höhe, die Flugzeit lag zwischen 4 – 7 Stunden.
Flak lag moderat bis schwer. Angriff wurde als Mickey Mission (H2X Radar) auf Münster geflogen, da Wolken und Nebel über den Zielen lagen.

 

Bevor die B-17 in Uelsen abstürzte, waren bereits sieben Mann der Besatzung im Bereich Georgsdorf abgesprungen. Sergeant Schumacher, Sgt. Martens, Sgt. Keifer, 2Lieutenant Chorba, Sgt. Kilgore, 2Lt.Farmer undSgt. Gailey Jr. Sie wurden zwischen 12:54 und 16:00 Uhr bei Georgsdorf gefangen genommen.

 

Alle gefangenen Besatzungsmitglieder wurden später zum DULAG-LUFT-West Oberursel gebracht und in andere Gefangenlager gebracht.
2Lt.Chobra, Sgt. Martens, Stalag Luft 3 Sagan,
Sgt. Gailey Jr., Sgt. Keifer, Sgt. Kilgore und Sgt. Schumacher,
Stalag Luft 4 Groß- Tychow, Posen.
Sgt. Schumacher hatte sich beim Absprung den rechten Fuß gebrochen.

 

2Lt. Seltzer wurde schon bei Angriff auf Münster durch Flaksplitter tödlich getroffen und lag im Flugzeug. 2Lt.Volkay war verwundet, flog das Flugzeug aber weiter, nachdem der Pilot abgesprungen war. 2Lt. Volkay kam beim Absturz ums Leben.

 

ERINNERN-UM NICHT ZU VERGESSEN!

 

Die Besatzungsmitglieder und deren Schicksal.

Bedeutung der Abkürzungen Pow: Gefangen genommen, KIA: getötet

 

Erstgrablage:

Neuer Friedhof Lingen, Reihe 13, Grab 28 und 29

 

Endgültige Grablage:

2Lt. A. Volkay: Neuville Plot B, Row 37, Grave 25,

2Lt. P. Seltzer: Heimatüberführt, Queens County New York

 

Startort:

Nuthampstedt Airfield, England

 

Einheit:

Group: 398th Bomb Hv, Squadron: 602nd SQ Hv, 8th Air Force

 

Bemerkungen:

Missing Air Crew Reports (MACR) Nr.: 10176, Maschine zu 90% zerstört,

Bergebataillon Delmenhorst birgt.

 

Flugzeugtyp:

B-17G, Flying Fortress, Hersteller: Boing

 

Einsatzzweck:

Langstrecken-Bomber

 

Auszug aus der Festschrift 850 Jahre Uelsen 1981
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den Absturz eines alliierten  Bombers auf dem Gelände zwischen dem Bookesch und dem Kappenbergshof. Irgendwo über Georgsdorf/Adorf hatte das Flugzeug einen
Treffer bekommen. Die Maschine flog, Feuer und Rauch hinter sich herziehend, bis Uelsen, stürzte ab und ging im Flammen auf. Vier Soldaten waren tot. Insbesondere für die Dorfjugend boten die Bombertrümmer ideale
Spielmöglichkeiten. An einem der folgenden Tage wäre das Wrack zahlreichen Kindern beinahe zum Verhängnis geworden. Während eines Luftangriffes klinkte eine „Fliegende Festung“ in großer Höhe Bomben aus, die auf dem Gelände am Bookesch einschlugen und riesige Krater in die Erde rissen. Die Kinder kamen mit dem Schrecken davon.
Quelle: 800 Jahre Uelsen, Gemeinde Uelsen, 1981
, Uelsen im Zweiten Weltkrieg von Willy Friedrich S. 80/81.

 

Ausschnitte des Berichtes von Claus Bornemann aus dem Jahr 2020.

Veröffentlicht im Buch: Beiträge zur Geschichte von Uelsen in der Zeit des Nationalsozialismus 1933 bis 1945

Die Absturzstelle mit ihren Bewachern.

 


2Ich bin heute 89 Jahre alt und habe den Absturz des amerikanischen Bombers auf dem Bookesch in relativer Nähe erlebt und möchte das Erlebte aus meiner Erinnerung schildern.

 

Ob der Absturz noch in 1943 oder schon in 1944 erfolgte, kann ich heute leider nicht mehr sagen.

 

Ich wohnte seinerzeit im Hause meines Onkels Zwier Blekker, im ersten Hause der heutigen Woellenstiege, und befand mich im Garten des Hauses, als die ofenbar angeschlagene Maschine im Tiefflug und relativ langsamen Tempo östlich, also vielleicht über die Wuerde oder weiter östlich in die nördliche Richtung flog. Ich war damals

sehr an Flugzeugen interessiert und konnte die Maschine als eine „flying Fortress ll” ausmachen, eine der größten Bomber, die die Amerikaner seinerzeit gegen Deutschland einsetzten. Die Maschine war an dem

markanten Seitenleitwerk leicht zu erkennen.

 

Ich wollte hinter dem Flugzeug herlaufen, querfeldein, da ich annahm, es würde sicherlich gleich hinter dem Rommelsberg niederkommen. Als dann aber "Jabos" (Jagdbomber) auftauchten, die offenbar die Maschine

begleiteten, habe ich mich gleich zu Boden geschmissen, weil Gefahr bestand, beschossen zu werden.

Als ich dann sicherheitshalber zurückgelaufen bin, hörte ich meine Cousine rufen: „Up 'n Bookesch lig 'n

Flieger". Die Maschine war also in der Zeit eine Schleife etwa über das Uelser Esch, Wílsumer Straße oder ähnlich geflogen, jedenfalls, dass sie über den heutigen Hof Mons, damals Stölting, auf dem Bookesch

niederkam. Den Moment des Absturzes möchte ich aber etwas genauer schildern, so, wie ich ihn seinerzeit feststellen konnte und den ich für sehr wichtig halte.

 

Die Maschine ist also bei dem Hof Stölting in die Eichenbäume geraten und hat dabei die oberen Zweige radikal abgeschnitten, wie mit einem Rasenmäher. Dabei kippte sie nach rechts und geriet dann mit der rechten

Tragfläche in den Boden und zog bis zu Absturzstelle eine lange tiefe Furche. Das Flugzeug kippte auf den „Rücken“ und blieb mit den Rädern nach oben liegen. Der vordere Teil der Maschine war total zerstört, ab

Mitte, etwa ab Beginn der Tragflächen, war sie relativ unzerstört. Was mir besonders wichtig erscheint ist die Tatsache, wäre die Maschine 1 bis 2 m höher geflogen und nicht in den Zweigen der Eichen hängen geblieben,

wäre sie mit Sicherheit mitten in Uelsen, vielleicht sogar an der Kirche abgestürzt. Bei einem etwas tieferen Anflug gegen die dicken Äste wäre sie dann wahrscheinlich auf das Anwesen Stölting gestürzt. Schicksal- dass

sie auf dem kurzen Zwischenraum Bookesch keinen Schaden angerichtet hat.

 

Als ich hörte, dass auf dem Bookesch ein Flieger liegt, bin ich auf den Sonnenberg gerannt, einen Hügel, der sich auf der gegenüberliegen Seite des Bookesches und der Wilsumer Straße befand, von dem ich das 

abgestürzte Flugzeug genau beobachten konnte. Da es vorne in dem zerstörten Teil noch brannte, explodierte ständig MG-Munition. Da ich vermutete, es könnten sich noch Bomben in dem Wrack befinden, die

explodieren könnten wartete ich gespannt. Eine ganze Weile geschah überhaupt nichts. Das also Überlebende dort gefangen genommen wurden, halte ich für höchst unwahrscheinlich. Davon habe ich auch nichts

erfahren. Die „Fortress ll" hatte 10 Mann Besatzung. 3 Mann sind dabei tödlich verunglückt, wie ich abends selber feststellen konnte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass 7 Überlebende ausgestiegen wären und in der Zeit,

bis erstmals irgendwelche Offizielle erschienen, gewartet hätten, um sich dann festnehmen zu lassen. Nach meiner Erinnerung sind die übrigen Besatzungsmitglieder vorher abgesprungen. Ich weiß es aber nicht und

möchte es nicht als mit Sicherheit behaupten. Ich jedenfalls habe während ich das Ganze beobachtete, und das war eine ziemlich lange Zeit, niemand dort sehen können, insbesondere, dass Menschen aus dem Wrack

ausgestiegen wären.

 

Gegen Abend, es wurde schon dunkel, habe ich mich dann getraut, dem Wrack zu nähern. Von einem Wachsoldaten wurde ich angehalten, der mir erklärte, dass das Gebiet um das Wrack gesperrt sei. Er nahm mich aber dennoch mit und zeigte mir, indem er mit dem Fuß dagegen stieß, einen dort liegenden der drei toten Besatzungsmitglieder. Was er dazu äußerte, möchte ich hier nicht erwähnen. Auch der Soldat hat nichts von einer Verhaftung der übrigen Besatzung erwähnt.

 

Nach ein paar Tagen, vielleicht einer Woche, waren die Untersuchungen der Maschine abgeschlossen und sie wurde zur allgemeinen Besichtigung freigegeben. Natürlich kamen nun eine Menge, hauptsächlich Kinder und

 Jugendliche herbei, die sich nun um das Wrack und auf dem Acker aufhielten. Selbstverständlich war ich auch dabei. Ich hörte dann, dass sich wieder ein Pulk der Bomber näherte, die täglich am Himmel zu sehen waren, die mit ihren Kondensstreıfen gen Osten oder auch zurück flogen. Die Pulks oder Verbände bestanden immer aus ca. 12 oder mehr Maschinen und wurden meistens begleitet durch einmotorige Jabos (Jagdbomber). ich wollte mich dann vorsichtshalber zurückziehen und kam bis zur Hecke, die heute nach das Rottmannsche Grundstück begrenzt, als ich das Geräusch und dann die Detonation einer Bombe vernahm. Ich hatte mich instinktiv zu Boden geworfen und sah links von mir, wie der Sand und die Knollen oder was das war, hochflog. Die Bombe hatte das Wrack nicht getroffen, auch nicht beschädigt, sie schlug direkt daneben in den Acker

und hinterließ einen ziemlich großen Krater. Es ist mir heute noch unerklärlich, dass bei der Menge der anwesenden Kinder niemand zu Schaden gekommen ist. Ein Wunder geradezu.

 

Wie an anderer Stelle berichtet wurde, dass die Bomber das Wrack entdeckt und daraufhin umgedreht seien, wie etwa Autos auf der Straße, ist wohl eher unwahrscheinlich Was für eine Schleife hätte der Verband fliegen müssen um nochmal zurückzukehren. Es sei denn, einer der begleitenden Jabos hätte das Wrack angeflogen und die Bombe geworfen, aber das ist auch unwahrscheinlich, da gleichzeitig im Uelsener Feld hinter Stölting die Bomben fielen, die ein Jabo nicht hätte mit sich führen können.

 

Außerdem habe ich kein "Jabo" gesehen oder gehört und es ist auch nie davon gesprochen worden. Natürlich wussten die Amerikaner genau, wo die Maschine lag. Es mag 15 oder gar 20 Jahre her sein, als auf dem Bookesch Männer auftauchten, die noch Blindgängern suchten und vor dem Hause Rüschen auch fündig wurden. Dieser Fund stammte allerdings aus einem späteren Jabo-Angriff und stand in keinem Zusammenhang mit dem oben geschilderten Bombenabwurf. Sie zeigten mir eine Karte, die die Bomberpiloten damals aus

4000 m Höhe aufgenommen hatten und auf der alle Details zu sehen waren. So nahmen sie an, dass es sich bei einigen Kreisen auf der Karte um Bombentrichter handelte. Ich konnte es 

berichtigen, nämlich es handelte sie um Strohmieten des Bauern Hinderink. Damit will ich erklären, dass man genau wusste, wo das Wrack lag. Ob die Piloten Order hatten, das Wrack zu zerstören oder was der Grund für den Abwurf zahlreicher Bomben war, die bis auf diese eine sämtlich hinter dem Hof Stölting, etwa im Kampsschott niedergegangen sind, bleibt wohl ein Rätsel. ...

 

 

Dieser Bericht entspricht meinen Wahrnehmungen und Erinnerungen. Sollten spätere militärische oder sonstige behördliche Untersuchungen andere Ergebnisse oder Nachweise erbracht haben, würde ich das

selbstverständlich gern akzeptieren.