Uelsen in Vergangeheit und Gegenwart

von Rektor Heinrich Specht, erschienen 1926


Besiedlungsvorgänge im Kirchspiel Uelsen

in der Zeit von 1754-1799, von H.Specht, 1935


Bericht aus der Zeitungsbeilage „Der Grafschafter“ vom Juni 1957

 

 

Die Unterhaltung der Straßen in Uelsen vor 200 Jahren

 

 von Gerhard Klopmeyer

 

Die Herrichtung und Unterhaltung der Verkehrswege und Straßen ist seit jeher eine Aufgabe, die eine recht erhebliche Aufwendung an Arbeitskraft und Geldmitteln erforderte. Dieser Umstand brachte es mit sich, dass man an die Erledigung derartiger Arbeiten gewöhnlich nur zögernd und widerwillig heranging. Vor allem entstanden aber meistens darüber Streitigkeiten, wer denn nun eigentlich zur Unterhaltung bestimmter Wegestrecken verpflichtet war. Hier hat scheinbar Uelsen eine rühmliche Ausnahme gemacht, wie zwei noch vorhandene Niederschriften beweisen. Hiernach beteiligten sich die Bauerschaften sogar an der Unterhaltung der Verkehrswege im Gebiet des Kirchdorfes. Die beiden Niederschriften, die in holländischer Sprache abgefasst sind, haben in deutscher Übersetzung etwa folgenden Wortlaut: „Nachricht über die Straßen in Uelsen, die am 21. August 1764 durch den Bürgermeister besichtigt sind, und angewiesen durch Teunis Mulder und Jan Smit, wer und wieviel ein jeder derselben (der beteiligten Gemeinden) instand zu setzen hat.

 

Das Dorf Uelsen muss herrichten: von dem Pfeiler des Joost Crull, wohl zu verstehen, die unterste Seite der Straße nach Joost Crulls Haus und also vor dem Hause von Harmen Ravekes her bis an die Brücke bei dem Juden-Haus, durch die Kwans Steege, vor dem Hause des L. Berentzen entlang bis zu der Linde der Witwe D. van Leuwen, die ungefähr in der Mitte neben dem Haus steht. Von der Mitte der Stiege oder dem Tropfenfall zwischen den Häusern von Gerrit van Spankeren und Harmen Wilms beginnt die Straße wieder bis über die Brücke bei Warners Haus, bis zum Ende der Kwans Stiege, bis zum Hause des Jan Embers und von dort bis zum Eckstein am Hause des D. Stevens.

Itterbeck und Getelo beginnen am Anfang der Straße bei dem Hause des Jan Breman bis an den Türpfosten des Hauses des weil. Gerrit Ravekes. Auf die Ecke des Hauses von Joost Crull, von da die oberste und rechte Straße vor dem Hause des Derk Mulder entlang bis zum Hause des Gerrit Crull.

Bauerhausen: Von dem Türpfosten des Hauses von weil. Gerrit Ravekes auf den Eckpfosten des Hauses von Joost Crull bis an die Brücke bei dem Hause des Berend Bode junior. Sie müssen ebenfalls das Unterste der Brücke, und der Eigentümer des Hauses Hölscher das Oberste davon herrichten und unterhalten.

 

Brecklenkamp: von der vorgenannten Brücke bis an oder gegenüber dem Türpfosten des Hauses von Berend Ter Lo.

Höcklenkamp: Von dem Türpfosten des Hauses von Berend Ter Lo bis an die Lambers Stiege am Ende der Straße.

Hardingen: Von der Rinne oder dem Ende der rechten Straße, hinter dem Garten von Harmen Cramer entlang bis zum Legterink Esch oder dem (anderen) Ende der Straße.

Halle: Von der Rinne zwischen den Häusern von Berend Bode und Harmen Cramer bis an die Brücke bei Jan Eppink und des Juden-Haus.

 

Hilten, Borg und Lemke: Von dem Tropfenfall zwischen den Häusern von Gerrit van Spankeren und Harmen Wilms bis an die Querstraße und zum Kirchhof vor dem Haus des Jan Hendrikus Eylers entlang.

 

Gölenkamp: Von dem Hause des Jan Waeners bis auf die Ecke von Vlugen Haus.

 

Haftenkamp: Von der Ecke des Vlugenhauses bis zum Hutmachers Häuschen.

 

Hardinghausen: Von des Hutmachers Häuschen bis zum Ende des Dorfes.

 

Wilsum: Von dem Anfang der Straße bei dem großen Garten und so über die hohe Straße und die Straße zum Hause des Bürgermeisters Harmen ten Brink und am Kirchhof vorbei bis zum Hause von G. Crull.

 

 Die zweite Niederschrift trägt als Datum den 17. Juni 1800 und hat folgenden Inhalt:

 

Auszug aus dem Dorfprotokoll wegen der Straßen in Uelsen. Das Dorf Uelsen muss unterhalten: Von der Ecke des Hauses des Empfängers Doktor Stürman die niedrige Straße entlang demselben Hause, weiter unten vorbei an dem Haus des Meisters Heerspink, bis an die Brücke bei dem Juden-Haus, durch „Kwants Steege“, vorbei an dem Haus von Jan Crull bis zum Hause des Doktor Soury. Weiter beginnend bei dem Haus des Dk. Mertens bis zum Ende der Straße bei der Witwe Hk. Voet. Auch vom Gitter im Osten der Kirche bei dem Haus von Anthon de Witte, vorbei an dem Haus der Erben T. Mülder bis zur Süd Ecke des jüngsten Pastorats.

 

Itterbeck und Getelo: Getelo beginnt am Anfang der Straße bei dem Hause Breeman bis zu dem Haus der Witwe Hk. Meyerink.

 

Itterbeck von da bis an das Gitter bei dem Haus von G. Crull.

 

Bauerhausen: Von der Mitte des Hauses von Hk. Meyerink bis zur Brücke bei Bt. Boode.

 

Brecklenkamp: Von derselben Brücke bis zum Hause von Gt. van Wyhe.

 

Höcklenkamp: Von dort bis zum Ende der Straße bei der Lambers Stiege.

 

Hardingen: Von der Rinne entlang dem Garten von Herrn Cramer bis zum Ende bei dem Zaun am Ligterink Esch.

 

Halle: Von der Rinne zwischen den Häusern Hermen Cramer und B. Boode bis zur Brücke beim Juden-Haus.

 

Hilten, Borg und Lemke: Von dem Hause des Dk. Mertens bis zur Querstraße am Kirchhof bei dem Hause von G. Engbers.

 

Gölenkamp: Von dem Zaun bei dem Hause des Geert Engbers bis zur Ecke des Hauses von Jan Wennemers oder Vleegen.

 

Haftenkamp: Von dort bis zum Hause der Wwe. Albert Luchienbroer.

 

Hardinghausen: Von dort bis zum Ende der Straße.

 

Wilsum: Beginnt bei Sonnebergs Diek oder bei dem Garten von Hm. Boode bis zur Gölenkamper Straße bei dem Haus von Jan Wennemers. Weiter beginnt es bei der Rinne vor dem Hause des Hm. Kloppenborg bis an den Zaun von Crulls Haus.

 

Wir ersehen hieraus, dass die von den einzelnen Gemeinden zu unterhaltenden Strecken genau abgegrenzt waren, so dass Meinungsverschiedenheiten kaum auftreten konnten. Das sich diese Regelung bewährt hat, ergibt sich auch aus einem Bericht des Bürgermeisters, der folgendes besagt:

 

In diesem Sommer 1800 sind in Uelsen folgende Straßen verbessert worden. Die vom Dorf zu unterhaltenden Straßen sind genügend instandgesetzt worden. Insbesondere auch die Itterbecker Straße, die zu beiden Seiten um einige Fuß verbreitert wurde und zwar einerseits, weil hier mehrfach durch das Umfallen von Wagen Unfälle vorgekommen sind, andererseits, weil diese Straße auch als Postweg dient, und die Postwagen hier nur nachts verkehren.

 

Auch die von Bauerhausen zu unterhaltende Strecke ist erneuert worden. Desgleichen auch die Strecke der Brecklenkamper. Beide Wege dienen ebenfalls dem Postverkehr. Ferner haben die Hiltener, Borger und Lemker sowie die Haftenkamper ihre Strecken verbessert. Die Wilsumer werden ihre Straßenstrecke noch im Laufe dieses Sommers Instandsetzen.

 

Die Arbeiten haben für Uelsen recht erhebliche Ausgaben verursacht, zumal die Kosten der Verbreiterung der Itterbecker Straße durch das Dorf bezahlt sind.

 

Das Vorstehende wird durch den Unterzeichneten als der Wahrheit entsprechend beglaubigt.

 

Uelsen, den 17. Juli 1800. gez. Jan Warmelink – Bürgermeister.

 

Die erste vorstehend wiedergegebene Niederschrift trägt auf ihrer Rückseite die Ziffer II und den Vermerk: „Narigt betreffende het Strate maken in het Dorf Ulsen“.

 

Aus der Ziffer darf man wohl entnehmen, dass es sich hier nicht um das erste Schriftstück handelt, das in dieser Angelegenheit gefertigt worden ist. Vermutlich ist anfangs ein förmlicher Vertrag zwischen den Beteiligten abgeschlossen worden, auf dem die späteren Niederschriften fußen. Wie hätten sonst wohl Teunis Mulder und Jan Smit feststellen können, wer und wieviel die einzelnen Beteiligten zu leisten verpflichtet gewesen waren. Jedenfalls hatte Uelsen hier ein Beispiel gegeben. Hätte man sich an anderen Orten auch auf eine solche Art einigen können und hätte solche klaren und eindeutigen Abmachungen getroffen, dann wären viele Zwistigkeiten vermieden worden.