Segelflugveranstaltungen in den Wilsumer Bergen

 

Bericht in der Grafschafter Wochenschau aus dem Jahre 1934

 

 

Segelflugveranstaltungen in den Wilsumer Bergen an den Ostertagen

 

Von Hamborn waren unter Leitung des Gewerbeoberlehrers Baumann 25 Jungflieger mit 2 Maschinen anwesend. Das Leben und Treiben im Fliegerlager lockte von allen Seiten Neugierige herbei, die beobachteten, wie das Jungvolk der Segelflieger in fröhlicher Kameradschaftlichkeit bei den vorbereitenden Arbeiten für die Segelflugveranstaltungen war. Am Sonnabend wurden zum ersten Male die Maschinen über die braune Heide die Hänge hinaufgezogen. Die Windverhältnisse waren während der ganzen Veranstaltung die denkbar ungünstigsten. Südost und Ostwind und zeitweise absolute Windflaute erschwerten die Ausführung der Flüge. Trotzdem wurden über 180 Flüge ausgeführt, von welchen über zwei Dutzend die Bedingungen zur vorgeschriebenen A-Prüfung des Segelfliegers erfüllten. Gerade dadurch ist der Beweis erbracht, dass es sich in den Wilsumer Bergen um ein ideales Schulungsgelände für den Segelflugsport handelt, das von Bedeutung für alle nordwestdeutschen Jungfliegergruppen ist. Die Vorführungen lockten Tausende von Menschen, auch aus dem nahen Holland, in das Gelände. Das Publikum war von den sicher ausgeführten Gleitflügen begeistert und spendete bei besonderen Leistungen großen Beifall. Besonders glücklich waren die Flüge der einzigen westdeutschen Segelfliegerin Knist aus Hamborn.

 


 

Auf Grund der gemachten Versuche darf man heute sagen, dass der Beweis für die Eignung als Schulungsgelände voll und ganz erbracht wurde und dass es nun Sache der Behörde ist, so schnell wie möglich das Gelände durch Errichtung eines Jungfliegerheims allen nordwestdeutschen Jungfliegergruppen zu erschließen. Die Jungflieger waren von den Gemeinden Uelsen und Wilsum auf das herzlichste aufgenommen worden. Sie sind voll des Dankes für die Quartiergeber wieder heimgefahren mit der stillen Hoffnung, recht bald wieder kommen zu können. Es ist eine erfreuliche Tatsache, dass die beiden Gemeinden in so vorbildlicher Weise die Durchführung der Segelflugveranstaltungen unterstützten und sie durch ihre großzügige Hilfe überhaupt erst ermöglichten.

Bei den Zusammenkünften zeigte sich, welch großes Interesse für den Segelflug allgemein in der hiesigen Gegend besteht und dass man das richtige Verständnis für die Bedeutung des Segelsportes für die Wissenschaft, Wirtschaft, Jugendpflege und für den Sport in unserem deutschen Volke hat. Besonders wertvoll über die Aufgaben des Segelfluges und die Eignung des Segelfluggeländes in den -Wilsumer Bergen ist das Urteil des allbekannten Pour-le-Merite Kampffliegers Bongartz, der erklärte, dass die Segelfliegerei für unser deutsches Volk eine lebensnotwendige Angelegenheit geworden ist und dass es unbedingt erforderlich sei, das Schulungsgelände in den Wilsumer Bergen für die nordwestdeutschen Jungfliegergruppen zu erschließen. Die Rückfahrt der Flugexpedition fand vom Hotel Koopmann in Nordhorn statt. Daselbst begrüßte Bürgermeister Henn die Jungfliegergruppen, besonders den Fliegeroberleutnant Bongartz. In den Begrüßungsansprachen wurde auf die Bedeutung der Fliegerei für unser deutsches Volk und in besonderem auf die weitere Ausgestaltung der diesbezüglichen Arbeiten in der hiesigen Gegend hingewiesen. Besonderer Dank gebührt dem Flugexpeditionsleiter, Gewerbeoberlehrer Baumann aus Hamborn, dessen rastlose Arbeit im Interesse der Fliegerei zur praktischen Erschließung des neuen Segelfluggeländes führte.