Aus der GN-Zeitungsbeilage „Der Grafschafter“ vom Juli 2018 von Geert Vrielmann

 

Ihr Weidevieh zertrampelte die Quellen und ließ sie versiegen. Amtsvogt L. Brill ist nicht nur dieses aufgefallen, als er im Jahr 1847 die Wassermühlen am Linnenbach in Uelsen in Augenschein nahm. Entlang einer gut 400 Fuß langen Schlucht hätten sich vier Neubauern angesiedelt. Die Teiche der beiden Mühlen seien durch den vom Nutzvieh aufgeschwemmten Boden verschlammt. So könnten weder die obere Mühle, wo heute das Waldbad zum Schwimmen einlädt, noch die untere Mühle an der Höcklenkamper Straße mit genügend Wasser versorgt werden, beklagte er.

 

Was tun? Der Regierungsbeamte des Fürsten zu Bentheim, dem die Mühlen gehörten, nahm die Eingesessenen der Bauerschaften Höcklenkamp, Halle und Getelo in die Pflicht. Sie müssten die Teiche reinigen und die seitlichen Quellen, die den „Lindenbach“ speisten, aufgraben. Ein durchschlagender Erfolg wurde nicht erzielt. Zu wenig fließendes Wasser, zu wenig Energie für den Antrieb der Mühlräder.

 

Jemand hatte eine Idee. Wie wäre es denn, wenn man mit einem Abzugskanal aus dem in Sichtweite gelegenen sumpfigen Lasebrook dem Linnenbach Wasser zuführen würde? Die Mühlräder würden neuen Schwung bekommen und das Lasebrook könnte sich zu wertvollem Weide- oder sogar Ackerland entwickeln. Und so kam der Kanalbau in den 1850er Jahren tatsächlich zur Ausführung. Aber ohne Erfolg. Etwa zwei Drittel des gut 670 Meter („1350 Schritt“) langen Grabens waren ausgehoben, als die Arbeiten ins Stocken gerieten. Die Unternehmer verlangten mehr Geld, es kam zum Prozess.

 

Und heute? Das frühere Uelser Kanalbauprojekt hat keine sichtbaren Spuren in der Landschaft hinterlassen. Einen eindeutigen Hinweis auf den geplanten Verlauf liefert die Uelser Urkarte aus dem Jahr 1875. Der Blick auf die Bodenverhältnisse (Zitat Brill: Eine feste Tonschicht unter der Oberschicht des Sandes“) und auch das Höhenrelief lässt Erinnerungen an die Geschichten der Schildbürger aufkommen. Das Lasebrook ist in weiten Teilen unzugänglich und dient mit seinem Umfeld der Naherholung. Die Teiche im Linnenbachtal sind versandet und der Hunger der Menschen nach Energie hält an.