Glockengießerei in Uelsen

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Dieser Bericht steht 1947 in der Uelsener Schulchronik

 

Reichlich 100 Jahre sind es jetzt her, als Uelsen sich rühmen konnte, eine eigene Glockengießerei zu besitzen. Nachweisbar sind es fünf Glocken, die hier das Licht der Welt erblickten, und zwar zwei für unsere Dorfkirche, je eine für die Kirchen in Veldhausen, Wietmarschen und Bramsche.

 

Ein Uelser Bürger, der die damaligen Vorgänge schriftlich niederlegte, berichtet von der Glockengießerei auf dem Nackenberge, dass der erste Versuch am 25.08.1839 unternommen wurde.

 

Er schlug fehl, weil durch eine lecke Stelle im Kessel das Metall in den Sand lief. Am 9. September des gleichen Jahres wurde der Versuch wiederholt. Auch er missglückte. Erst der dritte Versuch sollte endlich gelingen.

 

Auch über die Notwendigkeit des Uelser Glockengusses geben die alten Chroniken Auskunft. In vielen Grafschafter Gemeinden bestand in damaliger Zeit ein sogenannter „Beierverein“, der das Läuten der Kirchenglocken zu den hohen Festtagen besorgte.

 

Unter dem Einfluss von Alkohol wurde das alte Gewohnheitsrecht oft missbraucht. Stundenlang wurden Helm und Kranz der Glocken dann mit Hämmern und Eisenstangen bearbeitet. Kein Wunder, dass manche Glocke dabei barst. Pastor Lampmann schrieb 1834 an das landrätliche Hilfsamt in Neuenhaus:

 

Es wird dem Amt wohl bekannt sein, dass in der letzten stürmischen Neujahrsnacht die hiesige große Glocke durch das sogenannte Beiern geborsten und gänzlich unbrauchbar gemacht worden ist. Das ist bereits die dritte Glocke, die auf diese Art im Verlauf weniger Jahre in ruchloser Weise vernichtet wurde.

 

Pastor Lampmann war aber nicht der Einzige, der die Obrigkeit um Hilfe bat. Am späten Abend des 31. Dezember 1841, als es im Glockenturm wieder einmal schlimm herging, schickte Dr. Aschendorf aus Uelsen dem Hilfsbeamten des Landrats in Neuenhaus einen Brief mit folgendem Inhalt:

 

Der Unterzeichnete zeigt hiermit dem wohl. Amt gehorsamst an, dass unser Widerstand schwach ist. Wir müssen die Glocken preisgeben, selbst, wenn wir auch unser Leben riskieren wollen. Die Steine fliegen wie vor 26 Jahren die Kartätschen auf dem Schlachtfelde zu Waterloo.

 

Erst viel später haben schließlich empfindliche Strafen dazu beigetragen, dass der Übermut vor den Uelser Kirchen halt machte.

 

Bericht aus dem "Grafschafter" 1954