Uelsen hatte eine eigene Gerichtsbarkeit

Einer der ältesten Darstellungen der Uelsener Kirche. Leider nahm es der Zeichner nicht so genau mit  den Einzelheiten. Die Baumgruppe neben des Chores könnte der Gerichtsplatz gewesen sein.

Dem Kirchenmeisterbuch entnommen:

 

S. 61 Anno 1578 do sint de pilaren under der linde gemaket unde hefft der kercken gekostet met unraet van Voerlüeden unde alles Wes darto behorde eenundevertich daler to guder rekenynge die ter tydt gescheen als Raetlüde gewesen sinth

Schulte Bispinck, Schulte to Halle, Johan Egbertinck unde Bernt Niehoff, eyn ider pylar steht tom Gildehues ter stede vor 24 stüver betalt.

 

 

Unter der alten Linde tagte das Gericht in Uelsen

Die Pielaars (Säulen) auf dem Uelsener Friedhof (an der Kirche)

 

Aus der GN-Zeitungsbeilage „Der Grafschafter“ aus dem Jahr 1954 von Dr. Ludwig Edel

 

Mehr als ein Jahrhundert lang hat die Familie Krull das Richter- und Gografenamt im Kirchspiel Uelsen versehen. Auf Johan Krul (1523-1561) folgte Arnd Krull, der uns als idealer, hochgeachteter Mann von seinen Zeitgenossen geschildert wird.

Wie ein Vater habe er seinem Kirchspiel vorgestanden, berichtet uns Johan Pickhardt, gebürtig aus Neuenhaus, und erzählt dann weiter, dass er auf der Reise von Tecklenburg nach Uelsen in der Nähe von Bevergern von einer spanischen Partei, den sogenannten „Hahnenfeddern“, jämmerlich erschossen und ermordet worden sei. Das war am 26. Juni des Jahres 1591. Ähnliches meldet auch die Chronik der Familie Krull.

Diese fügt noch hinzu: Dese heeft de eerste Pilaars onder de Linde op den Uelser Kerckhoff laten setten.

 

Offenbar war die Errichtung der steinernen Pfeiler unter der Linde ein bedeutsames Ereignis und wir werden wohl nicht ganz fehl gehen, wenn wir annehmen, dass die Linde auf dem Uelsener Kirchhof der Platz war, wo seit alters her das Uelsener Gericht gehalten wurde. Aus dem ältesten Buche der Uelsener Kirche kann ich nun das Jahr 1578 als dasjenige angeben, in dem dieser alte Gerichtssitz nun auch äußerlich würdig gekennzeichnet wurde. Die Eintragung auf Seite 61 des genannten Buches lautet wörtlich:

 

Anno 1578 do sint de pilaren under der linde gemaket unde hefft der Kerken gekostet met unradt van voerlueden unde alles, wes darto behorde, eenundevertich daler to guder rekenynge, die ter tydt gescheen als Ratluede gewesen sinth Schulte Bispinck, Schulte to Halle, Johan Egbertinck unde Berndt Niehoff. Eyn ider pylar steth tom Gildehues ter stede vor 24 stb. swar gelt oder 28 stb. licht gelt. Betalt.

 

Zweihundert Jahre später hören wir wieder von der Linde und wieder ist es einer aus der Familie Krull, dem wir die Aufzeichnung verdanken:

 

1774 den 22. Maard eine Linde in die alte auf dem Karkhof gepotet und kost 15 stb.

 

Den 5. April een Linde naast de tweede an den Ruister gepotet voor Derk Cramer syn Huis. Kostet 20 stb.

 

1774 in Augustil uitbesteet an Peters van Gilhuis een Pielder an de Noordzijde, de tweede Pilaar of den End an de Kerk nat Oosten op eygen Kost voor 25 Gl. heel ofgebroken en weder goet gemaakt.

 

Um diese Zeit wird das Uelsener Gericht wohl schon in dem neuen Rathaus getagt haben und nicht mehr unter der alten Linde. Einige Jahrzehnte später, als der Richter Hoffmann im Jahre 1797 seinen Abschied nahm und sein Nachfolger, der junge Carl Funck, am 25. Oktober 1804 als Regierungsrat nach Steinfurt ging, fand das alte, wohl über tausend Jahre alte Gogericht in Uelsen sein Ende. Als Friedensgericht schleppte es sich um eine Zeit lang dahin. Die letzten Uelsener Friedensrichter waren 1805 Henrich Cramerus, der sich später Crameer nannte, und Johann Georg Hoogklimmer von 1814 bis zum 31. August 1824.

 

 

Anmerkung: Der Friedhof (Karkhof) befand sich seinerzeit direkt bei der evangelisch reformierten Kirche in der Ortsmitte.