Der Zoll in der Geschichte von Uelsen


 

Mit dem Westfälischen Frieden werden die Niederlande 1648 aus dem Verband des Deutsches Reiches entlassen und die Grafschaft Bentheim wird zum Grenzgebiet.

 

Im Jahr 1751 wird erstmalig eine Zollstätte in Uelsen erwähnt. Zu dieser Zeit untersteht das Zollwesen einem Rentmeister der Königlich-Großbritannisch und Churfürstlich Braunschweig-Lüneburgischen Cammer Administration in Bentheim

 

Das Land Hannover tritt 1851 dem Deutschen Zollverein bei. Zur Erhebung der Abgaben an der Grenze werden Grenz-Steuer-Ämter 1 und 2 und 3 Klasse eingerichtet. Uelsen ist der Sitz eines Grenz-Steuer-Amtes 3. Klasse.

 

1854 wird das Hauptzollamt in Nordhorn für die Grafschaft Bentheim, Niedergrafschaft Lingen und Herzogtum Arenberg-Meppen mit Zollämtern und Nebenzollämtern gebildet. In diesem Zusammenhang werden 1861 die Nebenzollämter Lage, Getelo und Vennebrügge erwähnt.

 

Im Jahr 1908 wird eine Oberzollkontrolle in Uelsen für den Grenzaufsichtsdienst eingerichtet. Im Laufe der folgenden Jahre bekommt diese Dienststelle nacheinander die Bezeichnungen Zollgrenzkommissariat, dann Bezirkszollkommissariat (Grenze) und schließlich Zollkommissariat Uelsen. 1937 wird ein weiteres Bezirkszollkommissariat in Itterbeck eingerichtet. Am 01. Oktober 1937 werden im Bereich des Bezirkszollkommissariats Uelsen 56 und in Itterbeck 44 Beamte eingesetzt.

 

Nach 55 Jahren wird das Zollkommissariat Uelsen 1963 aufgelöst und dem Bezirk Nordhorn zugeschlagen.

 

Im Jahr 1981 befinden sich in Uelsen zwei Grenzaufsichtsstellen mit 16 Beamten und im weiteren Raum Uelsen die drei Grenzzollämter Halle, Getelo und Wielen-Vennebrügge.

 

Die vorgenannten Angaben stammen auszugsweise aus dem Buch „850 Jahre Uelsen“.

 


 

Uelsen im Zollgrenzbezirk

 

Die Zollgrenzbezirke erstrecken sich über ein Gebiet von 30 Kilometern von der Zollgrenze bis in das Inland hinein und können im Bedarfsfall durch die Bundesfinanzdirektion erweitert werden. In diesem Gebiet haben die Beamten der Bundeszollverwaltung Befugnisse, die über diejenigen der Polizei deutlich hinausgehen. So ist die Durchführung von verdachtsunabhängigen Personenkontrollen und Durchsuchungen von Personen und Sachen möglich. Darüber hinaus gelten für Personen mit Wohnsitz im Zollgrenzbezirk geringere Zollfreimengen. Der Begriff „Zollgrenzbezirk“ entstammt noch der Zollgesetzgebung der Vorkriegszeit und kann auf den Ortstafeln seit Einführung der am 01. Januar 1938 gültig gewordenen Straßenverkehrs-Ordnung gegebenenfalls anstelle des Verwaltungsbezirks angegeben werden. Auch in Uelsen war dieser Zusatz auf den Ortsschildern aufgeführt. 

Ausweis 1940

 

Ausweis 1950, Vorderseite

 

Ausweis 1950, Rückseite


 

Der Abbau der Grenzkontrollen

Der Abbau der Grenzkontrollen wird am 14. Juni 1985 im luxemburgischen Ort Schengen beschlossen und am 26. März 1995 zunächst durch sieben Staaten (Deutschland, Belgien, Niederlande, Frankreich, Luxemburg, Spanien und Portugal) in Kraft gesetzt.

Ausweis 1952

 


 

 

SCHMUGGEL AM HELLICHTEN TAG

 

Passierscheine, Kontrollscheine und Kontrolllisten für Mensch und Vieh waren Ausdruck einer überbordenen Grenzzollbürokratie, die aber letztlich nicht wirksam war. Über die ständigen lästigen Kontrollen der Landbevölkerung im Zollgrenzbezirk in den Zeiten zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg berichtet Berend Hindrik Nyhoff aus Gölenkamp.

 

Kontrollscheine und -listen waren Auflagen, die sich die Regierung ausgedacht hatte. Sie glaubte, die Angelegenheit sei damit bestens geregelt, aber da hatte sie sich geirrt. Die Schmuggler waren einfach cleverer. Wenn das Vieh auf unserer Seite teurer war als in Holland, dann wurde natürlich versucht, und das gelang auch meistens wohl, etwas über die Grenze zu holen. Die Nachtzeit war dabei ein guter Helfer und die Kommisen konnten ja auch nicht überall sein. Wie man dann mit den Kontrolllisten zurechtkam, weiß ich nicht. Die Kommisen [Zöllner] sagten damals: Wer am meisten schmuggelt, hat die Kontrolllisten am besten in Ordnung.

 

Die ganz Schlauen konnten das sogar am hellichten Tag. Es wurde erzählt, dass in Lage jemand mit dem Güllewagen Ferkel geschmuggelt hatte. Wie ihm das gelungen war, das war zu schön, und daher muss ich es eben erzählen: Vor dem Krieg hatten die Bauern, die dicht an der Grenze lagen, meistens noch etwas Land in Holland liegen. Nach dem letzten Krieg haben die Holländer dieses Land beschlagnahmt, und die meisten Deutschen haben es auch nicht zurückbekommen. Und so war das auch mit diesem Bauem, der hatte ein Stück Land in Holland. Die Ferkel waren an unserer Seite ziemlich teuer, und in Holland billig. Am Tag vor dem Neuenhauser Markt begann er nun Jauche zu fahren nach Holland. Das Fass war leer, aber von außen hatte er es anständig schmutzig gemacht, mit Gülle aus der Jauchegrube. Das roch wirklich nicht gut und kein Zöllner ging näher als zehn Schritte heran.

 

Aus Holland bracht er dann jedes mal ein paar Ferkel mit. Am anderen Tag fuhr er dann mit einer schönen Anzahl Ferkel zum Neuenhauser Markt.

 

Über diesen Streich ist später, bei den winterlichen Besuchen wenn man um den Ofen saß, noch oft gelacht worden.

 

Aber immer gelang es den Schmugglern auch nicht. Manchmal mussten sie das geschmuggelte Vieh unterwegs laufen lassen, um sich selber in Sicherheit zu bringen. Dann hatten sie die Hosen ganz schön voll. Noch schlimmer konnte es kommen, wenn die Zöllner die Schmuggler zu packen kriegten. Dann mussten sie vor den Richter und kamen vorläufig aus dem Gefängnis nicht heraus.

 

Es wurde nicht nur Vieh geschmuggelt, sondern auch Kaffee, Tee, Tabak und was es noch alles gab, und in Holland billiger war als bei uns. Holland hatte seine Besitzungen in Übersee ja bis nach dem zweiten Weltkrieg, und das machte bei den Preisen wohl ziemlich was aus.

 

Auf unserer Seite gab es damals eine ganze Reihe Familien, wo es finanziell stramm um die Ecken ging. Man braucht nur an die Leute zu denken, die sich im Moor neu angesiedelt hatten. Da gab es vorläufig keine Reichtümer. Sie wohnten alle dicht an der Grenze, und man kann sich sehr gut vorstellen, dass sie gerne dort einkauften, wo es am billigsten war. Das war zwar nicht ganz ungefährlich, aber wer regelmäßig schmuggelte, kannte sich damit ganz gut aus.

 

Mich hätte man dort nicht gebrauchen können, denn mir hätten die Zöllner sofort am Gesicht angesehen, wenn ich etwas unter der Jacke gehabt hätte. Darum habe ich damit auch gar nicht angefangen.

 

Berend Hindrik Nyhoff: Schienhalen en Schmukkeln. Ut aute Tieden. ln: Bentheimer Jahrbuch 1992, S. 268-270. (Übersetzung: Andreas Eiynck)