Nostalgie aus der Böttcherwerkstatt

 

 

Erschienen in der Heimatbeilage „Der Grafschafter“ im Februar 1995.

 

 

 

Von Willy Friedrich

 

Früher war der Böttcher am Ort ein vielbeschäftigter Mann. Überall in Haus und Hof wurden die von ihm handwerklich solide gefertigten Behälter gebraucht, ganz gleich ob es sich um Sauerkraut-, Bohnen-, Schmalz-, oder aber um Waschbottiche handelte. Sogar Jauchefässer haben die Böttcher einst hergestellt, in einer Zeit, in der es noch keine industrielle Fertigung aus starken Aluminiumblech gab. In anderen Regionen, zum Beispiel im benachbarten Westfalen, zogen die Böttcher vor Jahrzehnten mit ihren Produkten über Land. An der Haustür oder auf Märkten verkauften sie ihre Erzeugnisse.

 

 

 

In Uelsen wirkte bis in die Nachkriegsjahre hinein der Böttchermeister Arnold Niehoff. Er stammte aus Gölenkamp und baute sich in Uelsen nach seiner Heirat eine selbstständige Existenz auf. Arnold Niehoff war als Weinküfer ausgebildet. Als Gesellenstück fertigte er für seine Prüfung ein kleines Weinfaß mit Zapfloch an.

 

 

 

Allerdings konnte er hierzulande als Weinküfer sein tägliches Brot nicht verdienen. Er machte die Fertigung von Butterfässern zur Hauptbeschäftigung . Täglich transportierte Niehoff 15 Holzfässer zur Molkerei in Uelsen. Die älteren Einwohner des Dorfes erinnern sich bestimmt noch an den großen Mann mit der zweirädigen Handkarre. 50 Pfund Butter nahmen die Behälter auf. Danach betrug die Tagesproduktion der Molkerei Uelsen 750 Pfund. Sie wurden per Lastkraftwagen nach Osnabrück (Butterabsatzzentrale) gebracht. Später, etwa Ende der fünfziger Jahre, stellte die Molkerei auf Karten-Verpackungen um.

 

Mit der Herstellung von Butterfässern (Inhalt 50 Liter) begann aufgrund der damaligen Regierungsverordnungen zur Aufbewahrung von Butter nach 1933/34 für den Böttchermeister eine stete Aufwärtsentwicklung. Größere Böttcher-Betriebe stellten sich damals von der manuellen auf die maschinelle Faßfertigung um. Davon war die Einmann-Werkstatt in Uelsen jedoch nicht betroffen.

 

 

Das für Faßherstellung erforderliche Buchenholz wurde von auswärts bezogen. Zum Binden der Fässer eigneten sich am besten Reifen aus Schößlingen (Holz von Haselnuß, Weide, Birke oder Esche). Später wurden die hölzernen Faßreifen von eisernen abgelöst.

 

Ein Blick in die Werkstatt erinnert an das alte Böttcherhandwerk. Dort sehen wir noch das Werkzeug, Säge, Hobel, Ziehmesser, Amboß und eine Drehbank. Mit den Gerätschaften werkelt jetzt der Schwiegersohn des Verstorbenen Arnold Niehoff, Günter Blekker. Er ist Rentner und freut sich an verschiedene Gegenstände, die er angefertigt hat. Zu ihnen gehören kleine Blumenkübel, Stövchen und sonstige an die „gute alte Zeit“ erinnernde Gegenstände. In vielen Familien ist heutzutage Nostalgie dieser Art angesagt.

 

Über verschiedene, das Wohnen gemülicher machende Dinge hinaus denkt Blekker an seine gefiederten Gartengäste: Für sie zimmert er Vogelhäuschen und Futterbretter, Futtereulen, die mit Vorräten an die Hauswand gehängt oder an einem Ast befestigt werden können. Sehr gerne werden diese Futterplätze angenommen.

 

 

Auf der Drehbank schält der Hobbydrechsler aus schweren Bongossiholz Kloats für den überall in der Grafschaft beliebten Kloatscheeter-Sport. Jetzt hat er „Hochkonjunktur“; vor allem auf den Binnenstraßen zeigen die Kloatscheeter, was sie können.

 

Schwiegervater Arnold Niehoff hat neben seiner Böttcherei in kleinem Maße „Landwirtschaft“ betrieben.

 

Dank seines großen Gartens war er in gewisser Hinsicht Selbstversorger.

 

Überdies galt er in Fachkreisen als leidenschaftlicher Imker. Hinter dem Hause stand sein „Iemenschuur“. Die ständige Bienennähe trug sicher dazu bei, daß Arnold Niehoff die Pfeife nur selten kalt wurde.