"De drie Podagristen"

 

Über Uelsen aus dem Jahre 1842.

 

Ausschnitt aus der Erzählung

 "De drie Podagristen"

 

 

 

 

 

 

 

Aus dem Jahrbuch 1965 des Heimatvereins der Grafschaft Bentheim, Seite 9.

 

Übersetzung: Gesine van der Zanden

 

Wir verließen Neuenhaus nachmittags, um am selben Tag Uelsen zu besuchen, dass nur eine Stunde von der genannten Stadt entfernt liegt. Es ist ein Städtchen, wie es solche in Nord-Brabant und Twente viele gibt; ein großes Dorf mit ein paar Kreuzungen, die Häuser dicht aneinandergebaut. Die Umgebung verdient ein aufmerksames Auge und ein für Naturschönheiten offenes Herz. Die verschiedenen Hügel, die das Dorf von allen Seiten umschließen, bieten einen wunderschönen Ausblick über die Gegend bis in weiter Ferne. Viele verschiedene Farben, wogende Kornfelder, schneeweiße Buchweizenfelder, Weideland, Wälder aus vielen Holzarten, vor allen aber aus ehrwürdigen Eichen, die Eigenart von "Germanien", düstere Heide und leuchtende Sandflächen, hier und da ein Kirchturm, und zwischen dem allen die leicht plätschernde, sich in unzählbaren Biegungen windende Vechte: ein Panorama, das den Schönheiten von Arnhems Umgebung, den schönen Anblicken der waldreichen Veluwe und dem lachenden Sticht in nichts nachstehen muss.

 

Das Dorf selbst bietet wenig Aufsehenerregendes, wenn man von der geschichtlichen Erinnerung an den eifrigen Prediger Hasenharth absieht, - Name und Inbrunst des Mannes haben nichts miteinander zu tun - der aus der Zeit der Kirchenreformation bekannt ist, und an den berühmten Seefahrer Johann Niehoff. Eine wahrhaft exotische Pflanze in diesen unkultivierten Orten ist ein sehr bekanntes Internat für Knaben das, obwohl noch im Zustand der Knospe, auch in unserem Vaterland bereits einige Berühmtheit erlangt hat. Man sagt, dass selbst Amsterdamer ihre Lieblinge in Uelsens Schule schicken. Wie wird diesen Knaben zumute sein, wenn sie aus der Kalverstraat plötzlich in das hannoversche Bergdörfchen versetzt werden.

 

Im Herbst wird ein großer Jahrmarkt abgehalten, der sehr lebhaft besucht wird und auf dem manche junge Bäuerin, die durch die Galanterien der hannoverschen "Lovelage" (?) überredet worden war, auch einmal die Gelegenheit zu Eheglück zu wagen, gepflegt und herausgeputzt zum Vorschein kam. Auch ist dieser Jahrmarkt bekannt für die Wagenwettrennen auf dem Rückweg, wobei häufig die magersten Pferde durchgingen.

 

Bei einem ortsansässigen Schmied findet man noch einen Brunnen, der dasselbe Wasser hervorbringt wie die Quelle in Bentheim. Hätte man in Uelsen nur ein bisschen mehr Spekulationsgeist bewiesen, der auf der anderen Seite des Kanals so viele große Werke zustande bringt, dann hätte Bentheim damals in diesem kleinen Ort einen gewaltigen Konkurrenten bekommen. Allerdings gibt es bitter wenig Antrieb zu Fortschritt im Gehirn des hannoverschen Niedergrafschafters.

 

Wir setzen unsere Reise zu Fuß auf kerzengeradem Weg fort. Hier ist die Natur ausgestorben. Vor dem Fuß des Wanderers taucht kaum ein einzelnes niedriges Heideblümchen auf, selten hört man ein Geräusch, vielleicht mal von einem verirrten Raben, das Schilpen einer Grasmücke, die beim Näherkommen schon ihr Nest verlässt, oder das eintönige Gekreische von unzähligen Kiebitzen, die hier ihren Sammelplatz haben, um sich beim Herannahen des widrigen Wetters in wärmere Gegenden zu verziehen.

 

Nur einmal im Jahr zeigen sich hier Spuren menschlichen Lebens: Der Tag, an dem die Uelsener Kirmes abgehalten wird. Dann ist dieser Weg von Wagen, Reitern und Fußgängern übersät, die von allen Seiten auf den berühmten Jahrmarkt strömen, und die, um ihre Reise angenehmer zu machen, ihrer Freude in lautem Gesang Ausdruck geben. Dann hallen die überdachten Bauernwagen von Scherzen und Witzen wider, und wenn sie zusammenklappen, dann sind der Grund häufig Liebesknuffe und Galanterien.

 

Am Ende des Weges stößt das Auge auf die grünen Tannen, die das Haus Echteler umgeben....