Frühere Küster der ev.-reformierten Kirchengemeinde

 

 

Auszug aus dem Protokoll der reformierten Kirche aus dem Jahr 1893

 

 

 

Gerrit Timmer 02.10.1854 – 27.10.1939

 


 

 

 

Jan Timmer 27.04.1880 – 01.04.1969

 


 

Aus den Grafschafter Nachrichten vom 03. April 1968

 

(Verfasser Willy Friedrich)

 

Küster Jan Timmer mit 88 in den Ruhestand

Ein Stück Uelsener Geschichte ging zu Ende

 

 

Nach drei Jahrzehnten hat der fast 88jährige Klempnermeister Jan Timmer aus Uelsen sein Amt als Küster der reformierten Gemeinde jetzt niedergelegt. Seit 1893, also insgesamt 75 Jahre gehörte dieses Amt zum täglichen Pflichtenkreis der Familie Timmer. Vor Jan Timmer war sein Vater Gerrit von 1893 bis 1939 Vorsänger und Küster. Jetzt hat H.C. Kohlmann den in Ehren alt gewordenen Jan Timmer abgelöst.

Ein Blick in die Geschichte der reformierten Kirchengemeinde zeigt, das einst der erste Lehrer in Uelsen die Orgel spielte, während der zweite Lehrer als Vorsänger und Küster eingesetzt war. Jan Timmer erinnert sich, das vor seinem Vater der Lehrer Wiegmink und davor Lehrer Rooseboom diese Tätigkeit in der reformierten Kirche ausübten. Als die Familie Timmer das alte Lehrerwohnhaus in der Ortsmitte erwarb, gingen die damit verbundenen kirchlichen Ämter im gegenseitigen Einvernehmen auf sie über.

Gern plaudert Jan Timmer aus seiner und seiner Familie Amtszeit, die auf der einen Seite viele Verpflichtungen mit sich brachte, aber andererseits auch manchen Vorteil bot. In früheren Jahren war das jährliche Entgelt relativ gering. Dafür wurden aber die Trinkgelder für den Küster großzügiger und reichlicher gegeben, so das die Familie Timmer unter den damaligen bescheidenen Umständen einen Großteil ihrer täglichen Barausgaben aus dem Vorsänger- und Küsterverdienst decken konnte.

Im Sommer musste Gerrit Timmer morgens um fünf Uhr erstmals die Glocke läuten, dann um 12 Uhr und um 21 Uhr. In der Zeit vom 1. Oktober bis zum 31. März (Winterhalbjahr) wurde einst um sechs Uhr morgens geläutet. Heute erklingen die Glocken um sieben Uhr und im Sommerhalbjahr um sechs Uhr.

Das sonntägliche Läuten unterschied sich von dem heute üblichen Geläut sehr wesentlich. Das Vorgeläut für den Gottesdienst bestand aus dem „Antrecken“. Die beiden kleineren Glocken wurden angebunden, so das die Klöppel nur ruckweise gegen die Glockenwände schlugen. Eine Viertelstunde später folgte dann das volle Geläut. Während ein Mann die beiden kleineren Glocken im gleichförmigen Rhythmus bediente, zogen vier kräftige Männer das Seil der großen Glocke. Jan Timmer meint, das Klang und Harmonie sehr viel schöner gewesen seien als nach der Montage des elektrischen Läutewerks. Ende der zwanziger Jahre „Monn ist Sönndag, monn ist Sönndag“ Diese Worte legte der Volksmund damals in das Feierabendlied der Kirchenglocken.

Heute ist alles viel nüchterner und sachlicher. Die Technik hat die Romantik verdrängt bedauert Jan Timmer. Für ihn war es selbstverständlich morgens um kurz vor fünf Uhr in den Kirchturm zu gehen und zu läuten. Heute werden die Läute Zeichen an einem Automaten eingestellt. Das erspart dem Küster den Weg und die Arbeit.

Seit Montag braucht der neue Küster Kohlmann auch nicht mehr die steinernen Turmstufen emporsteigen, um mit eigenen Augen festzustellen, ob sich auf dem Friedhof am südlichen Ortsrand der Sarg eines Verstorbenen in die Grube senkt. Jan Timmer machte bis zuletzt diesen beschwerlichen Weg. Durch eine Turmluke konnte er die Beerdigung genau beobachten. Nachdem der Sarg sich in die Erde gesenkt hatte, setzte er das Trauergeläut der Kirchenglocken in Gang. Auf dem Weg zum Friedhof wurde und wird auch in Zukunft bei Erreichen eines bestimmten Punktes am jeweiligen Ortseingang „gekleppt“. (eine Glocke wird in gewissen Abständen kurz angeschlagen). Fortan muss ein Nachbar dafür sorgen, das der Küster in der Kirche benachrichtigt wird wenn er das volle Glockengeläut einschalten soll.

Neben dem Läuten hören von alters her zum Küsteramt auch das Auswechseln der Liedertafeln und das Anschreiben des Predigttextes an den Kanzeltafeln. Die Vorbereitung des Abendmahls mit dem Brot schneiden sowie die Vorbereitung von Taufen und Eheschließungen.

Für Jan Timmer gehören alle diese Aufgaben jetzt der Vergangenheit an. 75 Jahre lang war seine Familie eng mit der reformierten Kirche verbunden.

 

60 Jahre die Kirche gereinigt

 Bericht vom Januar 1982