Uelsen von 1901 bis 1920


Uelsen im Jahre 1902

 

Am nördlichen Eingang vom alten Rathaus wird das Gemeindewappen angebracht. Es wird angefertigt von Roelof Wessel, Stuckateur in Nordhorn und wohnhaft in Coevorden/Niederlande.

 

 

Uelsen im Jahre 1902

Erschienen im "Zeitung und Anzeigeblatt" am 2. August 1902.

Uelsen, 29.Juli. Auf einer ehemaligen Baustelle fand man ein sehr gut erhaltenes Gefäß aus weißem Sandstein, das vermuthlich in vorreformatorischer Zeit zu kirchlichen Zwecken, vielleicht als Taufstein oder als Weihwasserbecken, gedient hat. Es ist eine 12,5 Pfund schwere Schale mit geriffelter Außen- und glatter Innenfläche; die Wand ist 2 cm dick, die ganze Höhe beträgt 13 cm, die Oberweite 20 cm. In gleichem Abstande befinden sich am Außenrande 4 griffartige Fortsätze von den der eine eine flache Ausgußrille aufweist. Der Grundstückeigenthümer hat das Fundstück eine Zeitlang als willkommenes Aufnahmegeräth für Hühnerfutter benutzt.


 

Uelsen im Jahre 1902

 

Die Viehzählung vom 01.12.1902 ergibt für Uelsen folgendes Ergebnis:

 

Gesamt Haushalte = 187 / Mit Viehbestand = 142 / Besitzende Haushalte = 143 / Pferde = 41 / Rindvieh = 231 / Schafe = 3 / Schweine = 435

 


 

Uelsen im Jahre 1903

 

Bericht in der Bentheimer Zeitung vom 05.02.1903

 

Der heutige Markt in Uelsen war ziemlich gut besucht. Auf dem Viehmarkt waren angetrieben: 15 Pferde, 53 Kühe, 24 Hausschweine, 12 Schafe. Außerdem waren 38 Wagen mit Ferkeln vorhanden. Der Handel war in allen Viehgattungen gut. Für gute, hochtragende Kühe wurden hohe Preise gezahlt. Auch in Ferkeln war der Handel recht lebhaft und wurden für die Alterswoche 2,50 bis 3 Mark erzielt.

 


 

Uelsen im Jahre 1905

 

Bericht im Kreisblatt für die Grafschaft Bentheim (Neuenhauser Zeitung) vom 12.04.1905

 

Bei der heutigen Wahl von 4 Bürgervorstehern machten von 189 Wahlberechtigten 57 von ihrem Rechte Gebrauch. Die bisherigen Mitglieder des Gemeindeausschusses, die Ackerbürger Blekker, J. Frantzen und U. Sietzen wurden wiedergewählt. Für den Zigarrenfabrikanten L. van Nes wurde Kaufmann Weersmann gewählt.

 


 

Uelsen im Jahre 1907

 

Von 7 Personen wird der Imkerverein Uelsen und Umgebung gegründet. Erster Vorsitzender wird Jan Sietzen.

 


 

 

Uelsen im Jahre 1908

 

Bericht im Kreisblatt für die Grafschaft Bentheim (Neuenhauser Zeitung) vom 31.01.1908

 

Die Feier des Geburtstages seiner Majestät des Kaisers wurde am Dienstag vom Kriegerverein in herkömmlicher Weise begangen. Nach Schluss des von ein bis zwei Uhr stattgefundenen Festläutens traten die Mitglieder zum Festumzug mit nachfolgender Parade auf dem Kirchplatze an. Das Zusammenwirken der Vereinsspielleute mit der auswärtigen (Lingener) Musik war wieder vorzüglich und der Parademarsch in drei Zügen vor den Veteranen ebenfalls. In der Festversammlung herrschte die denkbar fröhlichste Stimmung, die mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den Landesherrn eingeleitet war. Auch war der Festball gut besucht und verlief in allseitig recht zufriedenstellender Weise bis in die tiefen Nachtstunden. Leider musste der Verein bei der Feier eines treuen Kameraden gedenken, der kurz zuvor ziemlich plötzlich verstorben war. Gestern erwiesen die Mitglieder diesem ehemaligen Kämpfer von Langenfalz, dem Weber G.J. Woorthuis mit dem Geleit zur letzten Ruhestätte und mit drei Salven am offenen Grabe die übliche Ehre.

 

 

 

 

Der Bericht wurde entnommen aus der Chronik der Feuerwehr Uelsen aus dem Jahre 2010

 

 

Zu einem der größten Einsätze der Pflichtfeuerwehr zählte am 26. Mai 1908 der Brand des Heide- und Waldgebietes „Am Weißen Berg“. Über diesen Brand schreibt der Chronist Ludwig Sager u.a. folgendes:

 

Andern Tages drohte im Westen ein schwarzer Ring. Das ist Dampf, sagte Müller Baumann, als wir bei ihm auf dem Mühlenberg standen. Schon schlug die Brandglocke an, das Horn rief und die Brandspritze rappelte durch Sandhausen. Heidebrand! Erst einzeln, dann in Kolonnen fuhren die Radfahrer, mit Schüppen und Spaten bewaffnet, nach Westen. Graue Qualm Wolken zogen kilometerweit über das wellige Hügelland. Es brannte überall! Überall in der weiten Heide zwischen Uelsen, Wilsum und Itterbeck war die Brandhexe aufgestanden, streckte die roten Zungen raus. Da fiel sie die Krüppelkiefer an und sprang in ausgedorrtes Wacholder- und Brombeergesträuch. Durch weiße Birken, die ihre ersten grünen Fahnen wehen ließen, fuhr wild zischend der rote Hahn. Von den ersten Löscharbeiten erholt, trieb mich die Neugier, zu erkundigen, wie es in Itterbeck aussah. Dunkle Wolken ließen nichts Gutes ahnen.

 

An der Brandstelle angekommen fährt der Chronist mit seinem Bericht fort:

An dem gewaltigen Bart erkenne ich die andere hohe Gestalt, heiße Asche versengt die grüne Uniform. Es ist Revierförster Lichte. Einen Augenblick nur ruht die Schaufel, als er mich erkennt und mir mit heiserer Stimme zuruft: Holen Sie mir hundert Mann, zweihundert Mann, bitte, bitte, sofort! Wir halten es nicht. Gleich brennt der ganze Forst.

Ich schmeiße mein Rad herum und trete in die Pedale und sause los. Durch eine Qualm Wolke muss ich, die mir Sicht und Atem nimmt. Ich schließe die brennenden Augen, suche die Mitte der Straße zu halten, bis ich hindurch bin und wieder sehen und atmen kann. Tausend Meter bis zur Wirtschaft. Es geht um Minuten. Kloppenburgs Ete steht draußen, das Brandhorn umgehängt. Blasen! Der Wald geht drauf!

 

Alle nach dem Weißen Berg. Nun geht´s drum. Und gegen 9 Uhr hatten wir es geschafft. Der Weiße Berg war vor dem Feuertod gerettet. Wir suchten die Räder auf. Von der Hitze waren die Reifen geplatzt. Wir tippelten auf Uelsen zu. Wo heute die Zollhäuser stehen, beim „Lunapark“, stand immer noch die heute unbenutzt gebliebene Brandspritze.


 

 

Uelsen im Jahre 1909

 

Der SV Olympia Uelsen wird als reiner Fußballverein unter der Bezeichnung FC Olympia Uelsen gegründet. Maßgeblich an der Gründung beteiligt ist der Lehrer und Heimatdichter Ludwig Sager.

 

 

Bericht im Kreisblatt für die Grafschaft Bentheim (Neuenhauser Zeitung) vom 29.01.1909:

Die gestrige Kaisergeburtstagsfeier des Kriegervereins war beim schönsten Wetter in allen ihren Teilen wohlgelungen. In üblicher Weise wurde sie von ein bis zwei Uhr durch Festläuten eingeleitet, dem sich ein Durchzug durch den Ort von etwa 90 Mitgliedern anschloss. Auf dem Kirchplatz wurden die zwölf Veteranen durch einen zweimaligen Vorbeimarsch im Paradeschritt geehrt, und es fiel dabei die musterhafte Ausführung unter vorzüglicher Leitung und ebensolcher Mitwirkung der Vereins- und auswärtigen Spielleute auf. Die daran sich anschließende Festversammlung verlief bei den Klängen der Musik, sowie bei Ansprachen und gemeinsamen Liedern äußerst lebhaft und vergnügt, die Stimmung wurde aber noch durch mehrere scherzhafte Vorträge einiger jüngerer Kameraden erhöht. Der Abend vereinigte eine große Anzahl von Mitgliedern und Freunden des Vereins mit ihren Angehörigen zur Unterhaltung, die in fließend geleisteten Bühnenstücken und Einzelvorträgen bestand. Namentlich hatten die im letzten Herbst aufgenommenen jungen Kameraden sich der in diesem Fall dankenswerten Mühe unterzogen, die Erschienenen zu erheitern, aber auch ein älteres Mitglied hatte wiederum seine bewährten Kräfte zur Verfügung gestellt. Um zehn Uhr begann unter großer Beteiligung ein ebenfalls allseitig befriedigender Tanz. Somit kann der Verein nach seinem jetzt

14-jährigen Bestehen auf ein zwar einfaches, jedoch würdiges Fest zurückblicken.

 


 

Uelsen im Jahre 1910

 

An der Wilsumer Straße wird die erste Molkerei in Uelsen erbaut.

 

 

Die Freiwillige Feuerwehr Uelsen wird gegründet. Vorher gab es bereits eine Pflicht-Feuerwehr an der sich alle Bürger beteiligen mussten.

 

 


Uelsen im Jahre 1911

 

Der Kriegerverein hat 113 Mitglieder.

 

 


Uelsen im Jahre 1912

Aus dem "Nachrichten und Anzeigenblatt".


Uelsen im Jahre 1913

Erschienen im "Zeitung und Anzeigeblatt" am 25. Oktober 1913.

Der Schuhmacherladen Hofste befand sich zwischen den heutigen Geschäften Lederwaren Heemann-Poststelle und der Firma Christmann.

 

 


 

Zeitung und Anzeigeblatt vom 05. Juli 1913 (zur damaligen Zeit eine Sensation)

Der gestern Vormittag in Veldhausen gesehene Flieger ist auch hier kurz vor dem Mittag beobachtet. Er hatte anscheinend genau die Richtung von Osten nach Westen, das Rattern seiner Maschine machte kurz vor dem Mittag einige auf dem Felde beschäftigte Leute auf den ungewöhnlichen Vorgang in den Lüften aufmerksam.

Etwas nördlich von der Zick`schen Dampfziegelei (2023 Fahrradhandlung Elferink) überquerte er in großer Höhe die Wilsumer Landstraße, nach wenigen Minuten wurde das Geräusch der Maschine schwächer und schwächer, das Fahrzeug selbst glich bald nur noch einem Pünktchen, und auch dieses war etwas später vor der grauen Wolkenwand nicht mehr zu erkennen.

Der kühne Lenker war selbst nicht zu sehen. Nach einer Mitteilung des „Hann. Couriers“ ist der Flieger Brindejonc (Anmerkung=ein berühmter französischer Pilot, geb. 18.02.1892 / gestorben 18.08.1916 in der Nähe von Verdun) um 9 Uhr 37 Minuten in Hamburg aufgestiegen, um nach Den Haag zu gelangen. Demnach hätte er, als er sich über der Niedergrafschaft befand, die Hälfte der Strecke in zweiundeiner Viertelstunde zurückgelegt. Das ist eine staunenswerte Leistung!

Noch bewundernswerter erscheint die Tat, wenn man vernimmt, das der Flieger um 5 ½ Uhr morgens in Kopenhagen aufgestiegen ist, die dänischen Inseln, einen Teil der Ostsee und Holstein überflogen hat, um nach einer Zwischenlandung in Hamburg gegen ein Uhr mittags nach westeuropäischer Zeit bei der holländischen Königsstadt zu landen.



Uelsen am 15. August 1914

 

Kurz nach Ausbruch des 1. Weltkriegs wird ein Frauen Hilfsverein gegründet. Es beteiligen sich ca. 40 Frauen und Leiterin wird die Ehefrau des Mediziners Dr. Eduard Regenbogen. Aufgaben des Vereins sind u.a. Unterstützung bedürftiger Angehöriger von Einberufenen, Versorgung von verwundeten und kranken Soldaten, Sammlung von Geld- und Sachspenden, Verschicken von Weihnachtspaketen an die Front.

 


Uelsen im Jahre 1915

 

Die reformierte Kirche erhält eine Warmwasserheizung.

 


 Uelsen im Jahre 1917

 

Der letzte verbliebene Nachtwächter J. Hondebrink fordert eine Gehaltserhöhung. Diese wird ihm nicht erfüllt. Daraufhin kündigt er seinen Dienst zum 1. Januar 1918.


Bauerhausen im Jahre 1919 (wurde 1939 nach Uelsen eingemeindet)

 

Zeitung und Anzeigeblatt vom 02. April 1919

Um sich auch in unserer Gemeinde vor Dieben und sonstigen umherstreifenden Banden zu schützen, wurde in einer Gemeindeversammlung beschlossen eine Sicherheitswehr zu gründen. Es haben sich 40 Mitglieder bereit erklärt, unter Leitung von Vize-Wachtmeister A.J. Lucas und dem Sergeanten J. Elfering des Nachts regelmäßig Patrouillengänge auszuführen.

 


 

 Uelsen im Jahre 1919

 

Fünf Waldbrände innerhalb vierzehn Tagen - Jugendlicher Brandstifter

 

Zeitung und Anzeigeblatt vom 17. Mai 1919

Vor etwa 14 Tagen berichteten wir, dass an der Geteloer Straße in den fürstlichen Tannen ein Gelände von etwa 80 Morgen, bestanden mit durchweg 15-20-jährigen Kiefern, einem Waldbrand zum Opfer gefallen war. Seit dieser Zeit hat es in derselben Gegend nicht weniger als fünfmal gebrannt. Zuletzt am Freitag voriger und Montag dieser Woche gegen Abend. Dabei sind an der Straßengabelung Getelo-Itterbeck rund 40 Morgen 50-jährige Tannen vernichtet worden. Der Schaden ist somit leider recht beträchtlich.

 

 

 

Der Spielmannszug vom Bürgerschützenverein Uelsen wird gegründet. Als Ausbilder fungieren Albert Meistee aus Uelsen und Hindrik Giesbers aus Höcklenkamp.

 


 

Uelsen in den Jahren 1919/1920

 

Uelsen bekommt eine elektrische Energieversorgung.

 


Uelsen im Jahre 1920

 

Zeitung und Anzeigeblatt vom 19. Mai 1920

Vor einigen Tagen wurde hier bekannt gemacht, dass wieder wie in Friedenszeiten ein holländischer Kaufmann an der Grenze in Getelo erscheinen wolle, und dort allerlei Sachen die im Haushalt nötig sind, verkaufe. Wie ein Lauffeuer ging diese freudige Nachricht durchs Dorf und die umliegenden Ortschaften und an dem fraglichen Tage erschienen hunderte von Personen an der Grenze beim Zollamt Getelo, wo der Wagen aufgestellt war um wie vor dem Kriege gewohnt, die holländischen Waren einzukaufen. In wenigen Stunden war der ganze Inhalt total ausverkauft, aber doch hatten die meisten den teils langen Weg nicht umsonst gemacht. Weißbrot, Kaffeebohnen, Tee, Zwieback, Mehl usw. an nichts fehlte es. Aber viel Geld kostete die Ware. Jetzt verkehren wöchentlich zweimal mehrere Kaufleute dort, und keiner braucht mehr umsonst seinen Weg zu machen.

 

Durch die Nachtfröste haben die Früchte arg gelitten. Kartoffeln, die hier um Uelsen schon einen halben Fuß lang waren, sind bis zum Boden abgefroren. Auch die Gräser auf den Wiesen, besonders der Klee, sind in Mitleidenschaft gezogen. In Getelo und Itterbeck ist das Eichen- und Buchenlaub ganz schwarz geworden. Im Moore ist alles abgefroren und der Roggen hat dort besonders gelitten. Stellenweise lag Eis auf dem Wasser. Auch die Glockenheide, die für die Bienen so wertvoll ist, ist durch den Frost braun geworden.