Johann Nieuhof der berühmtester Sohn Uelsens

 Johann Nieuhof, ein Weltenbummler aus der Grafschaft Bentheim

Von FRIEDRICH E. HUNSCHE

 

In der deutschen Biographie aus dem Jahre 1889 wird ein verdienstvoller Mann genannt, der einer der unternehmungslustigsten Weltreisenden des 17. Iahrhunderts war.

Dieser Mann, Johann Nieuhof - er taucht in der Literatur auch unter den Namen Neuhof, Nijhof, Nijhov auf - wurde am 22. Juli 1618 zu Uelsen in der Grafschaft Bentheim als Sohn des dortigen Bürgermeisters Nieuhof, der aus Zwolle stammte, geboren.

Der Bruder Hendrik Nieuhof, der später ebenso wie sein Vater Bürgermeister in Uelsen war, schildert seinen Bruder als einen heiteren Menschen, der ein Bewunderer der Poesie, Malerei und Musik gewesen sei. Er habe mehrere Sprachen gesprochen und sei vor allem leidenschaftlich dem Reisen zugetan gewesen.

 

Man braucht sich also nicht darüber zu wundern, das Johann Nieuhof in den Dienst der Westindischen Gesellschaft trat und 1640, im Alter von 22 Jahren, den Auftrag erhielt, nach Brasilien zu reisen, um dort zu erkunden, welche Möglichkeiten für Handelsbeziehungen zwischen Holland und Brasilien gegeben seien.

 

Am 24. Oktober 1640 erfolgte von Texel aus die Abreise nach Brasilien, und am 12. Dezember 1640 kam das Schiff in Recife an. Volle neun Jahre blieb Nieuhof in dem Sonnenland Brasilien. Erst im September 1649 kehrte er nach Holland zurück, hielt sich zunächst im Geburtsort seines Vaters, in Zwolle, auf und reiste dann in seine Heimat Bentheim.

 

Seinen Aufenthalt und seine Erlebnisse in Brasilien von 1640 bis 1649 hat Johann Nieuhof in einem Buche geschildert, das den Titel „Gedenkweerdige Brasilianse Zee= en Lant=Reize” trägt

und im Jahre 1682, zehn Jahre nach dem Tode des Autors,

von seinem Bruder Hendrik Nieuhof bei Witwe Jacob van Meurs in

Amsterdam, op de Keizers Gracht, herausgegeben wurde. Eingehend beschreibt darin Johann Nieuhof seine Überfahrt und Ankunft in Brasilien auf der Insel Sâo Tomé. Er gibt auch eine ausführliche Beschreibung Brasiliens mit Zeichnungen von Indianern und Portugiesen, von Festungsanlagen, Ortsansichten, Pflanzen und Tieren des Landes usw.

 

Da dieses Werk für die Geschichte Brasiliens von besonderer Wichtigkeit ist, ist es, von Dr. José Honório Rodrigues an Hand der holländischen Erstausgabe von 1682 und eines späteren englischen Nachdruckes ins Portugiesische übersetzt, im

Jahre 1942 in die Historische Bibliothek Brasiliens aufgenommen worden. Das Werk ist mit kritischen Anmerkungen versehen und enthält die bis jetzt ausführlichste Bibliographie über Johann Nieuhof. Eine deutsche Ausgabe dieses Werkes gibt es bis jetzt noch nicht.

 

Nach der Rückkehr aus Brasilien im Iahre 1649 trat Johann Nieuhof in den Dienst der Ostindischen Kompanie ein. Im Dienste dieser Gesellschaft unternahm er am 13. August 1652 von Amsterdam aus eine Erkundungsreise nach Batavia, wo er am 29. April 1653 eintraf, nachdem er sich noch kurze Zeit im Kaplande (Südafrika)aufgehalten hatte. Batavia war damals der Mittelpunkt des großen niederländischen Reiches in Ostindien.

Hier plante Johann Nieuhof eine Reise nach China, um auch mit diesem damals den Markt in Europa kaum erschlossenen Lande Verbindungen anzuknüpfen.

 

Am 4. Juli 1655 reiste Nieuhof von Batavia aus nach China ab. Am 4. April 1656 war er in Kanton, am 4. Mai 1656 in Nanking und am 16. Juli 1656 in Peking.

Am 28. Februar 1657 war Nieuhof nochmals in Nanking, und im Mai jenes Jahres fuhr er nach Batavia zurück.

 

 

Ein Jahr später, im Juli 1658, tauchte Johann Nieuhof für kurze Zeit wieder in Holland auf, war aber 1659 bereits wieder in Batavia. 1664 packte den unruhigen Bentheimer in Batavia wiederum das Reisefieber; er fuhr nach Malabar, besuchte

Malakka, Sumatra, Amboina, die Küste von Coromandel und war auch auf Ceylon. Hendrik Nieuhof schreibt im Vorwort zu dem 1682 gedruckten Buche seines Bruders über Brasilien, das dieser auch noch in Persien, Madura, Java sowie auf verschiedenen anderen Inseln Ostindiens war. `

 

Im Jahre 1670 war der Weltenbummler noch einmal in Holland, in Enkhuisen und Amsterdam, besuchte seinen Bruder Hendrik, hatte eine Unterredung mit Prinz Johann Mauritz von Nassau und anderen Persönlichkeiten. Bald darauf trat Johann Nieuhof seine dritte Reise nach Ostindien an, von der er nicht mehr zurückkehren sollte. 1672 fuhr er nach der Insel Madagaskar, und hier blieb er seit Oktober 1672 verschollen. Wahrscheinlich wurde er von Eingeborenen ermordet.

 

Wie der Bruder Hendrik berichtet, blieben Notizen von Johann Nieuhof über seine letzte Reise nach Madagaskar und ein Teil seiner Korrespondenz erhalten, auch ein Teil des Tagebuches von Kapitän Reinier Klaez, der offenbar die Reise nach Madagaskar mitmachte

und diese Sachen später dem Bruder Hendrik Nieuhof übergab.

 

Johann Nieuhofs Reisen in Ostindien sind geschildert in einem zweiten Werk von ihm „Zee= en Lant=Reize door verscheide Gewesten van Oostindien”.

Die wichtigsten bibliographischen Hinweise auf die Arbeiten von Johann Nieuhof sind, wie bereits gesagt, in der von

Dr. Rodrigues, dem brasilianischen Historiker an der Nationalen Bibliothek in Rio de Janeiro, herausgegebenen Übersetzung

 

„Gedenkweerdigen Brasiliansen Zee= en Lant=Reize” auf den Seiten 373 bis 381 zu finden. Der Titel des ins Portugiesische übersetzten Buches lautet „Memoravel Viagem Marítima e Terrestre ao Brasil". Es ist bereits in zweiter Auflage in der

Livtaria Martins Editora, Sâo Paulo, erschienen Jede weitere Forschung über Johann Nieuhof sollte mit diesem Werke beginnen.